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- Wird unser Erde bald wüst und leer sein?
Immer mehr Menschen (ver)brauchen Natur
Alles Leben ist gekennzeichnet durch Werden und Vergehen. Phasen massiven Artensterbens, ausgelöst beispielsweise durch Naturkatastrophen, hat es in der Erdgeschichte immer wieder gegeben – die letzte vor 65 Millionen Jahren.
Seit dem 17. Jahrhundert jedoch wird der Rückgang der biologischen Vielfalt maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Neueste Erhebungen gehen davon aus, dass die derzeitige Aussterberate von 3 bis 130 Arten pro Tag um den Faktor 100 bis 1000 über dem natürlichen Wert liegt. Von den weltweit untersuchten Arten sind laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion IUCN (2006) beispielsweise eine von drei Amphibienarten, ein Viertel aller Säugetier- und Nadelbaumarten sowie jede achte Vogelart gefährdet.
Die Hauptursachen des Artensterbens sind bekannt: Lebensraumzerstörung, Übernutzung und illegaler Handel von wildlebenden Arten und das Einbringen gebietsfremder Tiere und Pflanzen. Auch Klimaveränderung und Umweltverschmutzung zeichnen sich immer deutlicher als Mitursache für Verbreitungsschwund oder das Aussterben von Arten ab.
Nur der Mensch kann die Artenkrise beenden
Das Aussterben von Arten ist unumkehrbar. Mit jeder ausgestorbenen Art wird unsere Welt ärmer an Genen, Farben, Formen und Geräuschen. Mit dem Andauern des Artensterbens ist, über kurz oder lang, auch mit dem Verlust wichtiger und unbezahlbarer Ökosystemfunktionen wie der Photosyntheseleistung der Pflanzen, ihrer Klimaregulationsfunktion, der Bestäubung und Verbreitung von Wild- und Nutzpflanzen durch Insekten und andere Tiere sowie der Selbstreinigung von Fließgewässern zu rechnen. Auch der Verlust mancher Pflanzen- und Tierart mit bekannter oder potenzieller Heilwirkung droht.
Was können wir gegen das weltweite Artensterben tun?
Nur der Mensch, als Verursacher der Biodiversitätskrise, kann diese auch beenden. Ein wichtiger Weg, die Artenvielfalt zu bewahren ist, die Lebensräume von Arten zu erhalten und zu schützen. Die Ausweisung von Schutzgebieten allein jedoch stellt noch nicht die Lösung des Problems dar. Die Kontrolle der Übernutzung und des Handels von Tier- und Pflanzenarten, der Erhalt von wichtigen Arten außerhalb von Schutzgebieten, die Reduktion von Mensch-Wildtierkonflikten - all diese Problematik würde durch alleinigen Flächenschutz nicht gelöst werden.
Manchmal müssen anhand von Forschungsarbeiten artspezifische Schutzprojekte erstellt werden. Deswegen arbeiten Artenschützer heutzutage gleichermaßen an Schutzinstrumenten für kritisch bedrohte Arten, an Konzepten für die nachhaltige Nutzung ausgewählter Arten und an Akzeptanz schaffenden Maßnahmen bei der Lokalbevölkerung für den Artenschutz. Denn moderne Konzepte im Artenschutz beziehen auch den Menschen mit ein. Schließlich können Schutzgebiete dem Druck von außen langfristig nur standhalten, wenn Bewohner bei der Planung mit einbezogen werden.
Insbesondere Anwohner werden ein Reservat nur respektieren, wenn dessen Gründung ihren Lebensunterhalt nicht bedroht. Hier ist es erforderlich, den Schutz der Natur mit deren nachhaltiger Nutzung zu verbinden: Es darf nicht mehr aus der Natur entnommen werden als natürlicherweise nachwächst – bei der Ernte von Holz undHeilpflanzen genauso wie bei der Nutzung von Wildtieren an Land und im Meer. Letztendlich gilt es, konkrete Maßnahmen politisch, wirtschaftlich oder im rechtlichen Rahmen zu verankern und umzusetzen und im Lebensraum zu überprüfen, ob die Maßnahmen auch Wirkung zeigen.
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