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Die Bezeichnung 'Gothic' klingt mittelalterlich, dunkel und mystisch, jedoch zugleich - aufgrund des Anglizismus - irgendwie 'modern'. Diese bereits in der Bezeichnung anklingenden Widersprüchlichkeiten sind kennzeichnend für die 'Gothic-Szene': Einerseits hängt sie einer längst vergangenen Zeit romantisierend nach und verleiht dem in ihrem Lebens- und Kleidungsstile deutlich Ausdruck. Andererseits pflegt sie durch ihren Fokus auf Ästhetik und Individualität eine ausgeprägt spätmoderne Existenzform.
Die 'Gothic-Szene' (auch: 'schwarze Szene') gilt - erstaunlicherweise immer noch - als geheimnisumwittert und missverstanden. Die zum Teil als 'krude' empfundenen Aufmachungen - denn das ist es, was zunächst 'ins Auge fällt' - einzuordnen, ohne sie einerseits zu bagatellisieren ('machen die nur um aufzufallen') bzw. andererseits zu skandalisieren (typische Vorurteile: Todessehnsucht, Selbstmordgefährdung, Rechtsradikalismus, Satanismus, Opferritualismus etc.) war die Aufgabe eines Forschungsprojektes, welches im Buch 'Die Welt der Gothics' (von Axel Schmidt und Klaus Neumann-Braun, 2004) seinen Niederschlag fand.
Die folgenden Ausführungen zu den einzelnen Rubriken sind vor dem Hintergrund dieser Untersuchung zu verstehen. Im folgenden Text werden Original-Zitate aus den mit den Szenemitgliedern geführten Interviews in doppelten Anführungszeichen wiedergegeben.
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