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Politische Aspekte des Vampirismus
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Politische Aspekte
Schon früh wurde der Vampirismus auch politisch verstanden, über Voltaire und Marx bis heute. Immer wieder findet sich das Bild in politischen Essays oder Karrikaturen. Und im Februar 1999 demonstrierten thailändische Umweltschützer in Bangkog vor der US-Botschaft gegen einen Film mit Plakaten des Hauptdarstellers Leonardo diCaprio – den sie als Vampir dargestellt hatten.
VOLTAIRE, eigentlich François-Marie Arouet (1694 – 1778), französischer Schriftsteller und Philosoph, bedeutendster Vertreter und Führer der europäischen Aufklärung, war wohl der erste, der in Europa das Bild des Vampirs in der Politik verwandte; er äußerte sich um 1770, als sich der Glaube an Vampire in ganz Europa verbreitete:
»Ich gestehe, daß es ... Börsenspekulanten, Händler, Geschäftsleute gibt, die eine Menge Blut aus dem Volk heraussaugen, aber diese Herren sind überhaupt nicht tot, allerdings ziemlich angefault. Diese wahren Sauger wohnen nicht auf Friedhöfen, sondern in wesentlich angenehmeren Palästen.«
(um 1770)
Karl Marx:
»Das Kapital ist verstorbene Arbeit, die sich nur vampyrmäßig belebt durch Einsaugung lebendiger Arbeit und um so mehr lebt, je mehr sie davon aussaugt.«
(aus: »Das Kapital«)
Im Katalog eines entwicklungspolitischen Verlages schreibt ein Autor über Ghana:
»The state acts like a vampire, destroying local structures and initiatives, and replacing them by huge parastatal organizations managed by bureaucrats.«
(Dr. Steve Tonah, 1993)
Im Theaterstück »Carmilla« kommentiert ein moderner Arzt:
»Die Vampire von heute sind Politiker, Industriebosse – das sind die wahren Blutsauger. [...] Unsere westliche Gesellschaft kann doch nur existieren, weil wir die sogenannte Dritte Welt regelrecht aussaugen. Und mit den Ländern im Osten machen wir’s jetzt genauso – die kriegen vom Kapitalismus den schlechtesten Teil.«
(Friedhelm Schneidewind, 1994)
Und im Musical »Tanz der Vampire« von Roman Polanski singt der Wirt Chagall, nachdem er Vampir geworden ist:
»Jeder saugt jeden aus, das ist das Gesetz dieser Welt.
Jeder nimmt sich von jedem, das, was ihm nützt und gefällt.
Wenn es kein Blut ist,ist es Liebe oder Geld.«
(Michael Kunze, 1997)
1998 vermerkt Norbert Borrmann in seinem höchst empfehlenswerten Buch »Vampirismus oder die Sehnsucht nach Unsterblichkeit«:
»Im heutigen allgemeinen Sprachgebrauch kann das Wort auf jede Form von parasitärer und raubtierhafter Existenz hinweisen, gleichgültig ob damit ein widernatürlich weiterlebender Untoter gemeint ist oder ein äußerst diesseitiges und vitales Ausbeuternaturell«.
Und in der FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) vom 13.04.1999 schreibt Klaus Buchenau in einer Buchbesprechung:
»Bei aller Kritik an der serbischen Seite sehen die Autoren allerdings die Verantwortung für die kriegerische Auflösung Jugoslawiens keineswegs nur hier – sie wehren sich allgemein gegen die Erhebung des Nationalen zum obersten Prinzip. [...] Da der einzige von der Verfassung zugestandene Pluralismus der ethnische gewesen sei, hätten sich die Völker Jugoslawiens nach dem Tod Titos in kollektive ›Vampire‹ verwandelt, die über den gemeinsamen Staat herfielen.«
(Klaus Buchenau über das Buch »Serbien Weg in den Krieg«, hrsg. von Thomas Bremer, Nebojsa Popov, Heinz-Günther Stobbe, Berlin 1998
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