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Im Mittelalter wurden Hexen verfolgt. Jahrhunderte darvor wurden sie für Ihre
übernatürlichen Fähigkeiten verehrt.
In der Nacht zum 1. Mai , die der heiligen Waldburga gewidmet ist,
treiben nach altem Volksglauben Hexen in ganz Nordeuropa ihr
Unwesen. Aber gibt es sie wirklich? Oder sind Hexen nur eine
Erfindung von Märchenerzählern oder der katholischen Inquisition des
Mittelalters?
Fest steht das der Myhtos der *Hexe* wieder modern ist, und dass
der Zauber, der von ihm ausgeht ein Millionenpublikum von Lesern
ebenso wie *Fern-Seher* begeistert. Gute Hexen in
US- amerkikanischen TV- Serien wie *Charmed* oder *Sabrina*
zählen zu den Lieblingen eines grossen Fernsehpublikum. Und seit Harry Potter
mit seiner Welt der Zauberei Millonen von Lesern in seinen Bann gezogen hat,
ist der Hexenwahn neu erwacht.
Während die Hexe im Mittelalter als etwas Böses galt und deswegen
verfolgt und verbrannt wurde, sieht man Hexen heute zunehmend als posotive
Gestalten mit übersinnlichen Kräften.
Hexenwahn im Mittelalter
Hexengestalten gibt es in der Mythologie des heidnischen Götterglaubens schon
lange. Die Hexe war aber nicht nur böse sondern konnte auch gut und
heilbringend sein. Der Aberglauben der bösen Hexe kam in der spätantiken
und frühmittelalterlichen Lehren der katholischen Kirchen auf. Von einer
Hexenverfolgung war man da allerdings noch weit entfernt. Karl der Grosse
lies sogar all jene bestrafen, die einen andern der Hexerei beschuldigten.
Der Glaube es gäbe einen Teufel, der Pakte mit Menschen schliesse und
so Böses verbreite, wurde im 13. Jahrhundert besonders populär. In den Jahren
1231/ 1232 gründete Papst Gregor IX, die päpstliche
Inquisition zur Verteidigung des rechten Glaubens. Ihre Aufgabe bestand
gezielt darin nach Ketzern zu suchen und sie auf den Scheiterhaufen zu bringen.
Erst als diese Ketzer vernichtet waren und sich die Idee von der Hexenreligion
durchsetzte, Hexen also quasi auch zu den Ketzern gezählt wurden, wurde auch die
Inquisittion für die Hexen zuständig. Bis dahin wurde der Hexenglauben vielfach
als Aberglaube abgetan.
Vom Jahr 1232 an kam es zu unzähligen Hexenverbrennungen in Mitteleuropa.
Von Trier bis zum Rhein wurden Menschen verfolgt und hingerichtet, weil man sie der
Hexerei oder Ketzerei bezichtigt und schuldig gefunden hatte, Männer genauso wie Frauen.
Zur Rechtfertigung für die Verfolgung und Hinrichtung angeblicher Hexen
berief man sich gerne auf eine Bibelstelle (Exodus 22, 17), in der verlangt wird,
„Zauberinnen nicht am Leben zu lassen“.
Ab etwa 1400 verbreitete sich der von Hexentheoretikern aufgestellte „Hexencode“,
anhand dessen eine Hexe zu erkennen sei. Dazu gehörten folgende Merkmale
• der Hexenflug auf Stöcken, Tieren, Dämonen oder mit Hilfe von Flugsalben
• am Hexensabbat schwört die Hexe Gott ab und betet den Teufel an
• der Pakt mit dem Teufel
• der Geschlechtsverkehr mit dem Teufel
• der Schadenszauber
Systematische Hexenverfolgung in der Neuzeit
Im 15. Jahrhundert war der Hexenwahn so weit ausgeprägt, dass sich die Idee einer
Verschwörung verbreitete. Man fürchtete, Hexen würden gemeinsame Rituale und Kulte
pflegen, die letztendlich zur Übernahme der Weltherrschaft und zur Zerschlagung des
Christentums führen sollten. Vorgeworfen wurden ihnen nicht mehr nur ihre scheinbar
überirdischen Fähigkeiten und ihr Wissen in der Kräuterheilkunde, sondern auch, mit dem
Teufel zu verkehren, Menschen zu opfern und Leichen zu missbrauchen. Durch das Buch
"Malleus Maleficarum" des deutschen Dominikaners Heinrich Krämer, das 1492 erschein,
wurde die Grundlage für eine systematische Hexenverfolgung geschaffen.
Die Hexenverfolgung nahm damit neue Züge an – sie wurde zu einem Art Glaubenskrieg
der Kirche gegen den Teufel. Um von den der Zauberei bezichtigten Menschen Geständnisse
zu erzwingen, war die Folter ein legales Mittel zur „Wahrheitsfindung“. Unter qualvollen Schmerzen
gestanden die Angeklagten meist alles, was die „Heilige Inquisition“ ihnen vorwarf. Als schuldig verurteilt
wurden sie anschließend öffentlich am Scheiterhaufen verbrannt. Besonders häufig
bezichtigt wurden Hebammen, denen man vorwarf, Kinder gleich nach der Geburt zu töten oder dem Teufel zu weihen.
Die Hexenverfolgung konzentrierte sich vor allem in den Gebieten des ehemaligen HRRDN
(Heilig Römisches Reich Deutscher Nation), in England und Schottland, der Schweiz, den Niederlanden,
Polen und Lothringen. Die letzten offiziellen Hinrichtungen angeblicher Hexen fanden
in Würzburg (1749), Endigen (1751), Kempten (1775), Glarus in der Schweiz (1782)
und Posen in Polen (1793) statt. Die Enthauptung der Schweizerin Anna Göldin im Jahr
1782, die in der Fachliteratur oft als die letzte europäische Hexen bezeichnet wird,
erregte großes öffentliches Aufsehen. Historiker gehen davon aus, dass es zwischen
1400 und 1800 europaweit etwa 70.000 Hinrichtungen gab, wovon mehr
als die Hälfte in Deutschland vollzogen wurden.
Hexentanz auf dem Blocksberg
Im 17. Jahrhundert gab der Schriftsteller Johannes Prätorius das Buch „Blockes-Berges
Verrichtungen oder ausführlicher Geographischer Bericht von den hohen trefflich alt- und berühmten
Blockes-Berge: ingleichen von der Hexenfahrt und Zauber-Sabbathe, so auff solchen Berge
die Unholden (Hexen) aus gantz Teutschland jährlichen den 1. Maij in Sanct-Walpurgis-Nacht anstellen sollen“.
Der Blocksberg liegt in Sachsen-Anhalt und ist der höchste Berg des Harzgebirges.
Sein eigentlicher Name ist Brocken, doch im Volksmund wird er seit jeher Blocksberg oder auch
Hexenstieg genannt. Er gilt als der Ort, an dem sich Hexen aus allen Teilen des Landes treffen,
um dort gemeinsam die Walpurgisnacht zu feiern.
In unzähligen Erzählungen, Sagen und Legenden und selbst in Goethes „Faust“
ist es der Blocksberg, auf den der Teufel (bei Faust inform des Mephistopheles) geht,
um sich am Hexenfest zu beteiligen. Noch heute ist der Berg von mystischen Geschichten umwoben,
wobei diese vor allem auch Touristen anlocken sollen. In der Walpurgisnacht werden in vielen
Orten des deutschen Harzes mittlerweile kommerzielle Veranstaltungen organisiert,
die heidnischen Festen und den sagenumwobenen Tänzen angeblicher Hexen nachempfunden sind.
Die prototypische Hexengestalt – ein altes Weib mit krummer Nase, Warzen und
einem Buckel, die auf einem Besen reitet und ihre schwarze Katze am Rücken trägt –
wurde vor allem von Märchenautoren geprägt. Die Märchenhexe hat zwar weniger
Dämonenhaftes als viele Abbildungen aus dem Mittelalter, besitzt aber auch
nicht besonders schmeichelhafte Züge und jagt vielen Kindern noch heute einen Schrecken ein.
Walpurgisnacht und moderner Hexenkult
Seit einigen Jahren ist es wieder in Mode gekommen, Hexenkulte zu zelebrieren und sich altes,
fast vergessenes „Hexenwissen“ der Heiden anzueignen. Moderne Kulte haben nichts mit
den Schreckgespenstern des Mittelalters zu tun, sondern besinnen sich auf alte Mutterreligionen zurück.
Verehrt werden die (Heil-)Kräfte der Natur, die Elemente und die alten Naturgottheiten.
Es gibt einen männlichen Gott namens „Gehörnter“. Er herrscht im Glauben
aller Hexen und Hexer über die Wildtiere im Wald, weshalb er meist mit einem
Hirschgeweih am Kopf dargestellt wird und daher auch seinen Namen hat.
Er ist auch der Gott der Sonne. Lieber und bedeutsamer als der männliche Gott ist modernen
Hexen aber die Göttin, die mehr als alles andere verehrt wird. Sie gilt als die Urmutter,
als Schöpferin allen Lebens und als die Göttin des Mondes. Der moderne
Hexenkult kennt weder „das Böse“ noch etwas, das mit „Hölle“ oder „Teufel“
vergleichbar wäre. Das Leben an sich wird als heilig verehrt; Menschen,
Tiere und Pflanzen gilt es gleichermaßen zu achten.
Mittlerweile gibt es eigene Hexenschulen, in denen das alte Wissen und bestimmte Fertigkeiten,
die eine moderne Hexe beherrschen sollte, gelehrt werden. So ist der einstige Hexenwahn,
der in Verfolgung und Ermordung unschuldiger Menschen gipfelte, in ganz neuer Form wieder auferstanden.
Es gibt wieder Hexen, die mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten Gutes tun können.
Manchmal werden sie belächelt, denn nicht jeder „glaubt“ an (selbst ernannte) Hexen und Magie.
Viele Millionen von Menschen aber sind fasziniert von Hexerei und Zauberei und
freuen sich darüber, dass geheimnisvolle Rituale und Bräuche, die längst vergessen schienen,
wieder zelebriert werden. Bilden doch Religion, Esoterik und Mystik willkommene
Gegengewichte zur modernen Welt der Wissenschaft, des Denkens und Rationalisierens.
Nach wie vor ist die Walpurgisnacht Ende April DIE Hexennacht schlechthin.
Viele moderne Hexen, bei denen es sich meist um naturverbunden Frauen und Feministinnen handelt,
feiern diese für sie ganz besondere Nacht nach alter heidnischer Tradition.
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