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Frankreich

Im 10. Jahrhundert konnten sich die letzten französischen Könige aus dem Hause der Karolinger nur mühsam gegen die weltlichen Lehnsfürsten ihres Landes halten. Als sie auch noch von außen durch die Normannen bedroht wurden, mussten sie 911 den Nordleuten das Land an der unteren Seine, die ,,Normandie", als erbliches Herzogtum überlassen. Nach dem Aussterben der Karolinger folgten fast 350 Jahre lang Könige aus dem Hause der Capetinger (987-1328). Sie beherrschten zunächst nur die weitere Umgebung von und Paris und Orleans. Im Kloster St. Denis bei Paris, wo die Königskrone aufbewahrt wurde, befand sich seit dem 13. Jahrhundert die Grablege der französischen Könige.

Aber im Gegensatz zu den deutschen Königen gelang es den Königen in Frankreich im 12./13. Jahrhundert, das Lehnsrecht zu ihren Gunsten zu verändern. Die Kronvasallen (die meist unmittelbar vom König belehnten großen Lehnsfürsten) durften die "Huldigung" (Treueid) eines Untervasallen nur entgegennehmen, wenn dieser versicherte, dass das Treueverhältnis gegenüber dem König dadurch nicht beeinträchtigt würde (so genannter Treuevorbehalt).

Durch den Sieg über den englischen König Johann gewann Philipp II. (1180-1223) alle bisherigen englischen Besitzungen nördlich der Loire zurück. In den unerbittlichen Kriegen gegen die Albigenser (so benannt nach der Stadt Albi in Südfrankreich, 1209-1229), die von der Kirche der Ketzerei bezichtigt wurden, dehnten die Könige in Übereinstimmung mit dem Papst ihre Herrschaft bis ans Mittelmeer aus.

Das königliche Hofgericht in Paris. das bei schweren Verbrechen das endgültige Urteil zu fällen hatte. wurde zum zentralen Gericht für das gesamte Land. An ihm gab es fest besoldete Juristen (Legisten), die nicht nur Recht sprachen, sondern den König auch in der Regierung unterstützten und die Stellung des Königs als obersten Richter und unumschränkten Gesetzgeber rechtlich begründeten. Für die Verwaltung der königlichen Finanzen wurde ein zentraler Rechnungshof eingerichtet.

Als 1302 Papst Bonifaz VIII. (1294-1303) verkündete, dass die weltliche Gewalt der päpstlichen untergeordnet sei, ließ ihn Philipp IV. der Schöne (1285-1314) gefangen nehmen. Der Papst führte nun seinen Kampf um weltliche Herrschaftsansprüche mit dem französischen König, nicht mehr wie früher mit dem deutschen Kaiser. Ein Nachfolger des Papstes Bonifaz verlegte den Sitz der Kurie nach Avignon in Südfrankreich. Solange die Päpste hier residierten (1309-1377), standen sie unter dem Einfluss der französischen Könige.

Nachdem das französische Königshaus der Capetinger 1328 ausgestorben war, übernahm das verwandte Haus der Valois die französische Krone; aber auch der englische König aus dem Hause Plantagenet erhob Erbansprüche. Darüber brach der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich aus (1339-1453). Die englischen Truppen waren auf dem Festland siegreich; der französische König geriet in englische Gefangenschaft und musste 1360 den Hafen von Calais und ganz Südwestfrankreich dem englischen König überlassen. Zwar wurde das verlorene Gebiet bald wieder zurückerobert, doch der englische König setzte 1415 den Krieg fort. Ihm schloss sich der mächtigste Lehnsmann des französischen Königs, der Herzog von Burgund, an. Der französische König verlor ganz Frankreich nördlich der Loire mit Paris und der Krönungsstadt Reims.

Das Kriegsglück wandte sich erst, als 1429 Jeanne d'Arc, die Jungfrau von Orleans, auftrat, ein etwa 17 Jahre altes Bauernmädchen aus Lothringen. Sie fühlte sich durch innere Stimmen beauftragt, den jungen französischen König Karl VII. zur Krönung nach Reims zu führen und Frankreich von den Engländern zu befreien. Sie flößte den verzagenden französischen Soldaten neuen Mut ein, befreite das belagerte Orleans und führte ihren König zur Krönung nach Reims.

England

Das englische Volk setzt sich aus keltisch-römischen und germanischen Bevölkerungsteilen zusammen. Der römische Name Britannien ist von dem keltischen Stamm der Briten abgeleitet. Nach dem Abzug der Römer wurde England im 5. Jahrhundert von den Angeln, Sachsen (daher die Begriffe "England", "angelsächsischer Sprachraum") und Jüten erobert und besiedelt. Die erste Einigung der sieben Kleinreiche gelang um 830. König Alfred der Große (871-899) führte schwere Kämpfe gegen die seit 800 immer wieder eindringenden Dänen, die schließlich die Herrschaft über die Insel gewannen. 1066 wurde England durch Herzog Wilhelm von der Normandie erobert. Wilhelm belehnte seine normannischen Ritter mit Grundbesitz, und von neu erbauten Burgen aus beherrschten sie das eroberte Land. Um die steuerliche und militärische Leistungsfähigkeit des Landes zu erfassen, ließ der König ein Grundbuch, das Domesday-Book, anlegen, in dem der gesamte Grundbesitz nach Größe, Einkünften und Abgaben aufgezeichnet war. Als Herzog der Normandie war Wilhelm auch weiterhin Lehnsmann des Königs von Frankreich. Nachdem 1154 das französische Herzogsgeschlecht der Plantagenets aus Anjou, dem der ganze Norden und Westen Frankreichs gehörte, den englischen Thron geerbt hatte, entstand das englisch-französische Doppelreich beiderseits des Kanals. Der englische König war nun in Frankreich mächtiger als sein Lehnsherr, der französische König.

König Johann (1199-1216), Bruder von Richard I. Löwenherz, geriet wegen seiner andauernden hohen Geldforderungen in Konflikt mit dem hohen Adel, den so genannten Baronen, und der Geistlichkeit. Als Zeichen seiner Schwäche galt auch, dass er sein Reich vom Papst zu Lehen nahm. Im Kampf mit dem französischen König, der einen Angriff auf England geplant hatte, wurden Johann und sein Verbündeter, der deutsche König Otto IV., in der Schlacht bei Bouvines 1214 auf französischem Boden besiegt. In dieser Schlacht, in der auch der deutsche Thronstreit zwischen Otto IV. und dem jungen Kaiser Friedrich II. entschieden wurde, verlor der König von England seine Festlandsbesitzungen nördlich der Loire.

So geschwächt, wurde Johann 1215 von der Adelsopposition gezwungen, den großen Freiheitsbrief, die "Magna Charta Libertatum" zu erlassen. Darin wurde der König an bestimmte Rechtsgrundsätze gebunden; er wurde verpflichtet, auf den Rat der adeligen Barone zu hören. Seit dem Hoftag von 1254 wurden zunächst Vertreter des niederen Adels hinzugezogen. Als später auch noch Vertreter der Grafschaftsritter und je zwei Bürger jeder Stadt hinzutraten, erweiterte sich der ursprüngliche Adelsrat zu einem Parlament, in dem alle Stände vertreten waren. Im 14. Jahrhundert tagten Adel und Geistlichkeit getrennt von den zahlreichen Vertretern der Grafschaften. So entstanden die beiden Häuser, das House of Lords (Oberhaus) und das House of Commons (Unterhaus).

Noch Heinrich II. (1154-1189) hatte Irland erobert. Eduard 1. (1272-1307) eroberte Wales und vorübergehend auch Schottland. Doch behauptete Schottland (Name vom keltischen Stamm der Skoten) über das Mittelalter hinaus seine Unabhängigkeit und war seit 1295 ständig ein Bundesgenosse Frankreichs. Unter Eduard III. begann der Hundertjährige Krieg (1339-1453), den England schließlich verlor. Die Belastungen dieser langen Auseinandersetzungen lösten einen schweren inneren Kampf zwischen den beiden hochadeligen Häusern von Lancaster (rote Rose im Wappen) und York (weiße Rose) aus. In den dreißig Jahre dauernden Rosenkriegen, 1455-1485, rottete sich der englische Hochadel zum größten Teil selbst aus. Erst unter der starken Hand der Herrscher aus dem Hause Tudor (1485-1603) kam England wieder zur Ruhe. Unter Heinrich VII. (1485-1509) wurde England zum umworbenen Bundesgenossen im Machtkampf zwischen Frankreich und Habsburg-Spanyen. Heinrich VIII. (1509-1547) löste die englische Kirche von Rom und nahm die Eroberung lrlands wieder auf. Seit 1534 nannte er sich König von Irland. Doch die katholischen Iren wehrten sich jahrhundertelang gegen die Engländer. Im Verlauf dieser Kämpfe wurden die grundbesitzenden Iren zum größten Teil enteignet. Ihr Besitz ging an die englischen Lords über.

Spanien - Portugal

Spanien war seit 711 von den Arabern zum größten Teil erobert worden. Diese brachten den Islam mit und vermittelten dem Land in den folgenden Jahrhunderten griechische Philosophie und Naturwissenschaft, Bewässerungskunst. Reis-, Baumwoll- und Zuckerrohranbau. Im Norden entwickelten sich aus den Nachfolgestaaten des Westgotenreiches einzelne Herrschaftsgebiete, von denen Kastilien und Aragon geschichtlich besonders bedeutsam wurden. Zunächst löste sich Portugal 1143 als selbständiges Königreich von Kastilien los; 1230 wurden Kastilien und Leon vereinigt; 1282 gewann Aragon Sizilien. 1442 kam auch das Königreich Neapel an Aragon, nachdem die dortigen Anjous im Mannesstamm ausgestorben waren. Durch die Heirat Isabellas von Kastilien mit Ferdinand von Aragon, 1469, wurde das christliche Spanien ein vereinigtes, nationales Königreich unter beiden katholischen Herrschern.

Seit dem 10. Jahrhundert hatten die christlichen Königreiche in langen, wechselvollen Kämpfen gegen die Mauren die Halbinsel zurückerobert: 1085 Toledo. 1236 Cordoba, 1248 Sevilla. Zuletzt hielt sich nur noch das maurische Königreich Granada im Süden. Als die christlichen Könige von Aragon und Kastilien es 1492 erobert hatten, war die Wiedereroberung Spaniens abgeschlossen. Mit dem Gewinn des spanischen Teils von Navarra, 1512, war die Einigung Spaniens vollendet.

Dänemark

Für die skandinavische Forschung beginnt das Mittelalter erst um 1050 mit der Entstehung der christlichen Königreiche. Der vorangehende Zeitraum wird als Wikingerzeit bezeichnet. Zu Dänemark gehörten im Mittelalter Landschaften, die in der Neuzeit an Schweden (Schonen/Skane, Halland, Blekinge) und an Deutschland (Südteil von Schleswig) verloren gingen.

König Gorm und seine Nachfolger besetzen während des gesamten Mittelalters den dänischen Thron. 936 besucht Unni, der Erzbischof von Hamburg-Bremen, Dänemark und trifft König Gorm. Das Christentum in Dänemark beginnt mit Harald Blauzahn, der sich im 10.Jh. taufen lässt. Otto II. erobert 976 das Danewerk-Gebiet, aber acht Jahre später gewinnen es die Dänen wieder. Haralds Nachfolger Sven Gabelbart und Knut erobern von 1013 bis 1042 auch noch weite Teile Englands. 1013 wird Sven kurz vor seinem Tod König über ganz England. König Sven Estridsen (1060-1074) baut die kirchliche Struktur weiter aus. 1104 entsteht im Norden ein eigenes Bistum. Das heute zu Schweden gehörige Lund wird Sitz des Erzbischofs. 1131 beginnt mit der Ermordung des Herzogs von Sütjütland (Schleswig) ein Bürgerkrieg, der erst mit dem Sieg des Königs Waldemar I. (1157-1182) endete. 1168 wird die Insel Rügen erobert. Waldemar betritt das Territorium Heinrichs des Löwen, Herzog von Sachsen. Von dessen Sturz 1180 profitiert somit auch der König von Dänemark. Die Regierungszeiten Waldemars, seiner Söhne Knut VI. (1182-1202) und Waldemar II. (1202-1241) stellen die Höhepunkte der dänischen Geschichte des Mittelalters dar. Waldemar II. gerät 1223 für zwei Jahre in Gefangenschaft. Währenddessen gehen alle Eroberungen verloren (außer Estland, das erst 1346 an den Deutschen Orden verkauft wurde). Nach Waldemars Tod wurde 1282 Erich V. zum König gewählt.

Im 14. Jahrhunderts expandiert Dänemark erneut, doch zwischen 1320 und 1340 war die Macht in Händen der Gläubiger des Königshauses, darunter zwei Grafen von Holstein. Erst König Waldemar IV. konnte Dänemark finanziell wieder konsolidieren. Das 1332 an den König von Schweden verlorene Schonen (Skane) wird 1360 zurückgewonnen. Im Frieden von Stralsund (1370) muss der König der Hanse umfangreiche Handelsprivilegien einräumen. Mit Waldemar IV. endet die Dynastie 1375. Zum Nachfolger wurde sein Enkel Olaf gewählt, der 1380 von seinem Vater auch den norwegischen Thron erbte. Nach dessen Tod folgte ihm 1387 seine Mutter, Margarete, die 1388/89 auch die Herrschaft über Schweden erringt. Die Union der drei skandinavischen Königreiche wird 1397 in Kalmar verfassungsrechtlich abgesichert. Auf Margarete folgen 1412 Erich von Pommern und 1440 Christoph von Bayern. Nach dessen Tod können sich die mit Adligen besetzten Reichsräte nicht auf einen Nachfolger einigen. In Dänemark wird 1448 Graf Christian von Oldenburg zum König gewählt, der 1450 Norwegen und 1457 Schweden hinzugewinnt. 1460 wird er auch zum Herzog von Schleswig und Grafen von Holstein gewählt. 1479 gründet er die Universität Kopenhagen.

Deutschland

Das Frankenreich wurde 843 in ein West-, Mittel- und Ostreich aufgeteilt. Später fiel der nördliche Teil des Mittelreichs (Lotharingien, vom Elsaß bis Bremen reichend) an das Ostreich. Die damit zwischen Deutschland und Frankreich gezogene Grenze blieb im Wesentlichen während des ganzen Mittelalters bestehen. Sie war keine Volkstums- und Sprachgrenze; aber danach fragten bis ins 19. Jahrhundert weder Regierende noch Regierte. An den Volkstumsgrenzen änderte sich auch im Norden und Süden kaum etwas.

Nach Osten dagegen dehnte sich das deutsche Volkstum erheblich aus. Zu Beginn der deutschen Geschichte endete es noch an Elbe und Saale, am oberen Main, westlich des Böhmerwaldes und an der Enns. Die Ostgrenzen, die das Deutsche Reich und Österreich 1937 hatten, wurden von der deutschen Ostkolonisation im Verlauf des Mittelalters erreicht und mit Streusiedlungen (auch noch in späteren Jahrhunderten) weit überschritten. Innerhalb der deutschen Grenzen ging der größte Teil der ansässigen slawischen Bevölkerung in das deutsche Volkstum ein. Die Deutschen, zu Anfang vielleicht zwei Millionen zählend, wuchsen bis zum 15. Jahrhundert auf etwa 15 Millionen an. Ihrem Ausdehnungsdrang gebot für lange Zeit die große Pest der Jahre 1347-52 Einhalt, der ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer gefallen ist.

Um 900 hatten sich in Deutschland fünf selbständige Stammesherzogtümer gebildet: Bayern, Schwaben, Franken, Lothringen und Sachsen. Sie mussten sich aber bald der neu gewählten deutschen Königsmacht Ottos I. (912-973) beugen. Er setzte das Kaisertum Karls des Großen mit seinem "Heiligen Römischen Reich deutscher Nation" fort. Seine Nachfolger steigerten die Kaisermacht noch. Heinrich III. (1039-56) war der Oberherr des christlichen Abendlandes. Gegen eine solche weltliche Vorherrschaft wehrte sich die Kirche, und es entstand seit 1075 ein erbitterter Kampf zwischen Kaiser- und Papsttum. Dieser Kampf zog die Kaiser nach Italien und ließ sie immer mehr auf die Ausübung ihrer Herrschaftsrechte in Deutschland verzichten. Friedrich II. (1212-50), schon von Geburt ein Italiener, kämpfte nur noch für sein italienisch-sizilisches Reich. In Deutschland überließ er 1220 und 1232 den geistlichen und weltlichen Fürsten die volle Landeshoheit. Die Geltung, die er selbst durch seine überragende Persönlichkeit noch besaß, konnten seine Erben nicht mehr aufrechterhalten.

In den drei Jahrhunderten der "Alten Kaiserherrlichkeit war Deutschland ein Land blühender Kultur geworden. Anfangs wurde es geistlich bestimmt durch die Bildung an Bischofssitzen und in Klöstern, dann weltlich in der ritterlichen Kultur. Um 1200 war die Blütezeit der mittelhochdeutschen Dichtung und der romanischen Baukunst.

Mit dem Tod Friedrichs II. (1250) lässt man das "hohe" Mittelalter (900-1250) enden und das Spätmittelalter (1250-1500) beginnen. Das Ende der kaiserlichen Universalmacht bedeutete keinen Niedergang Deutschlands. Es war im Gegenteil weiterhin von kraftvollem Leben erfüllt. Im Norden und Osten dehnte es sich weit aus. Der Deutsche Ritterorden besetzte die preußischen und baltischen Länder; die Hanse herrschte an Nord- und Ostsee. Es gab jedoch keine zentrale Gewalt mehr. An die Stelle der Macht des Kaisers trat eine verwirrende Fülle unterschiedlich großer Herrschaftsgebiete: Königreiche, Herzogtümer, Grafschaften, Bistümer, Reichsstädte u. a.

Größere Bedeutung gewann zeitweise nur das Königreich Böhmen unter Kaiser Karl IV. (1347-78), der Prag glanzvoll ausbaute. Im Südwesten Deutschlands entstand seit 1291 im Kampf gegen die Habsburger die Schweizer Eidgenossenschaft, die sich schließlich vom Reich trennte (1499). Am Übergang zur Neuzeit stieg das Haus Habsburg, beginnend mit Kaiser Maximilian I. (1493-1519), innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer Weltmacht auf. Dies schuf in Europa eine ganz neue Lage. Das Rittertum musste nach und nach militärisch den Landsknechtsheeren, wirtschaftlich den Kaufherren weichen. Die ritterliche Kultur wurde von einer bürgerlichen abgelöst, und es wurden zahlreiche Universitäten gegründet.

Byzantinische Reich

Das Byzantinische Reich ist der östliche Teil des römischen Reiches (Oströmisches Reich, Ostrom), der nach dem Fall des westlichen Teils verblieb. Nach der Eroberung von Rom wird der oströmische Staat, nach dem ursprünglichen Namen seiner Hauptstadt - Byzanz, im Westen allgemein als byzantinisches Reich bezeichnet. Der römische Kaiser Konstantin der Große baute die Stadt im Jahr 330 um, nannte sie Konstantinopel (heutiges Istanbul) und machte sie zur Hauptstadt des römischen Reiches. Nach der Teilung des Reiches (395) in ein östliches und ein westliches Gebiet während der Regentschaft von Kaiser Arcadius, wurde Konstantinopel zur Hauptstadt des oströmischen Reiches.

Die Byzantiner betrachteten sich selbst als Römer ("Rhomaioi"), aber die allgemein vorherrschende nationale Identität des oströmischen Reiches war griechisch. Griechisch war nicht nur die Amtssprache, sondern auch die Sprache der Kirche, der Literatur und aller Handelsgeschäfte. Obwohl das byzantinische Reich ein multinationaler Staat war, der Völker wie die Griechen, die Armenier, die Juden, die Ägypter, die Syrer, die Illyrer und die Slawen einschloss, galt es als "griechischer Staat", passend zu seinem orthodoxen christlichen Charakter und seiner allgemein griechischen Kultur, die durch große Zentren des Hellenismus wie Konstantinopel, Antiochia, Ephesus, Thessalonike und Alexandria verbreitet wurde.

Dem östlichen Reich wurde größtenteils die Schwierigkeiten des Westens im 3 und 4. Jahrhundert erspart, da städtische Kultur dort stärker gefestigt war und die Invasionen vom Reichtum Roms angezogen wurden. Im 6. Jahrhundert gewann das Reich unter Justinian I. sogar einige der verlorenen römischen Provinzen wieder und eroberte große Teile von Italien,

Nordafrika und Spanien. Während der Regierungszeit Justinians wurde auch die Hagia Sophia in den 530er Jahren erbaut. Justinian hinterließ seinen Nachfolgern jedoch leere Kassen und sie waren nicht imstande, mit den neuen Angreifern, die plötzlich an den Grenzen auftraten, fertig zu werden. Die Langobarden besetzten Italien, die Slawen überrannten große Teile des Balkans und die Neuperser oder Sassaniden erlangten die Herrschaft über die meisten östlichen Provinzen. Sie wurden durch Kaiser Herakleios zurückerobert, der das Sassanidenreich vernichtend schlug, aber das plötzliche Auftreten der fanatischen Araber war zuviel für das Reich, und die südlichen Provinzen wurden alle im 7. Jahrhundert überrannt.

Was das Reich an Gebieten verlor, gewann es an Gleichförmigkeit. Die südlichen Provinzen unterschieden sich erheblich vom Norden in der Kultur und gehörten seit dem 5. Jahrhundert mehrheitlich den orientalisch-orthodoxen Kirchen an, im Gegensatz zur östlich-orthodoxen Kirche der nördlichen Provinzen. Der nunmehr einige Norden gelangte zu einer viel höheren Kampfbereitschaft. Zur Zeit des Herakleios wurde das Reich in ein System von Militärprovinzen, so genannten Themen aufgeteilt, um den ständigen Angriffen und dem Sinken des städtischen Lebens außerhalb der Hauptstadt zu begegnen, während Konstantinopel wuchs und die größte Stadt der Welt wurde. Versuche, Konstantinopel zu erobern, schlugen angesichts der überlegenen byzantinischen Marine und ihres Monopols der immer noch geheimnisvollen brandstiftenden Waffe, des griechischen Feuers, fehl.

Der militärisch erfolgreiche Kaiser Leo III. der Isaurier entfachte 730 den Bilderstreit, der zu einem während eines Jahrhunderts immer wieder aufflackernden Bürgerkrieg führte. Das Reich erreichte seinen Höhepunkt unter den makedonischenen Kaisern des 10. und frühen 11. Jahrhunderts.

Wie Rom zuvor, fiel es trotzdem bald in eine Periode von Schwierigkeiten, die in hohem Grade durch das Wachstum des Landadels verursacht wurden, der das Themensystem untergrub. Mit seinen alten Feinden, dem Heiligen Römischen Reich und dem Abbasidenkalifat konfrontiert, hätte es sich vielleicht erholen können, aber um die gleiche Zeit erschienen neue Eindringlinge auf der Szene, die wenig Grund hatten sein Ansehen zu respektieren - die Normannen, die Italien eroberten und die Seldschuken, die hauptsächlich an Ägypten interessiert waren, aber auch Raubzüge nach Kleinasien, dem wichtigsten Rekrutierungsgebiet für die byzantinische Armee, unternahmen. Mit der Niederlage von Kaiser Romanos IV. 1071 bei Mantzikert gegen Alp Arslan, dem seldschukischen Sultan, waren die meisten dieser Provinzen verloren.

Die letzten Jahrhunderte der byzantinischen Geschichte wurden durch einen Usurpator, Alexios I. Komnenos geprägt, der anfing, die Armee auf Basis eines Feudalsystems (Pronoia) wieder herzustellen und es gelangen ihm bedeutende Fortschritte gegen die Seldschuken. Sein Aufruf um westliche Hilfe brachte den ersten Kreuzzug hervor, der ihm half Nicäa zurück zu erobern, aber sich bald vom Reich entfremdete. Spätere Kreuzzüge entwickelten sich zunehmend feindlich. Alexios gewährte venezianischen Händlern Zugang zu vielen byzantinischen Häfen, doch Venedig wurde zu einer ernsten Bedrohung für das Reich. Unter dem Einfluss Venedigs eroberte der vierte Kreuzzug 1204 Konstantinopel, gründete ein kurzlebiges Königreich und schwächte die byzantinische Macht dauerhaft.

Drei Nachfolgestaaten von Byzanz wurden gegründet - Nicäa, wo Kaiser Theodor I. Lascaris im Exil die byzantinische Tradition aufrecht erhielt, Epirus und Trapezunt. Dem ersteren gelang die Rückeroberung Konstantinopels (1261) und sie besiegten unter der Palaiologendynastie Epirus und erneuerten so das Reich, richteten ihre Aufmerksamkeit jedoch auf Europa, als Asien die Hauptsorge war. Für eine Weile überlebte das Reich einfach, weil die Muslime zu zerstritten waren, um anzugreifen, aber schließlich überrannten die Osmanen das ganze Gebiet bis auf eine Handvoll Hafenstädte.

Konstantinopel wurde zuerst nicht als der Mühe wert betrachtet, aber mit dem Aufkommen von Kanonen fiel es am 29. Mai 1453 nach einer zweijährigen Belagerung an Mehmed II. Bis zum Ende des Jahrhunderts wurden auch die restlichen Städte erobert.

Das byzantinische Reich führte die Kultur und das Wissen der Antike bis ins späte Mittelalter fort und gab es nach seiner Eroberung an die islamische Welt weiter. Byzantinische Flüchtlinge brachten die alten Schriften der griechischen Phil osophen in die italienischen Städte und lösten dort mit die Renaissance aus.

Kiewer Rus

Die Kiewer Rus ist ein mittelalterlicher Vorläuferstaat der heutigen Staaten Russland, Ukraine und Weißrussland, mit Zentrum in Kiew.

Die Kiewer Rus entstand im 9. Jahrhundert aus dem Zusammenschluss der warägischen Herrschaftsgebiete in Osteuropa. Sie erstreckte sich von den großen Handelsstädten Ladoga und Nowgorod im Norden bis zu den Außenposten Beresan und Tmutorokan im Süden, von den alten Städten Galitsch und Isborsk im Westen bis zu den Neugründungen Jaroslawl und Murom im Osten.

Dieses frühmittelalterliche Großreich, dessen riesiges Gebiet von Ostslawen, Finnen und Balten sowie iranischen und turkstämmigen Völkern bewohnt war, wurde von den hauptsächlich aus Schweden stammenden Warägern oder Rus beherrscht, die die Adels-, Händler- und Kriegerschicht bildeten. Die dominierende Sprache und Kultur war jedoch die Slawische.

Durch den hauptsächlich auf Byzanz ausgerichteten Handel kam es, trotz anfänglicher Eroberungsversuche seitens der Rus, zu engen Kontakten mit dem Byzantinischen Reich, die zur christlichen Missionierung und schließlich 988 zum Übertritt der Rus zum orthodoxen Glauben führten. So entstand zur 1. Jahrtausendwende aus der Verschmelzung von Skandinaviern und Slawen mit byzantinischer Kultur und Religion das Volk der Russen.

Die Kiewer Fürsten waren hoch angesehen und heirateten in ganz Europa, so schlossen sie dynastische Verbindungen unter anderem mit Norwegen, Schweden, Frankreich, England, Polen, Ungarn, Byzanz und dem Deutschen Reich. Eine Blütezeit erreichte die Kiewer Rus unter den Großfürsten Wladimir I. (dem Heiligen) (978-1015) und Jaroslaw Mudry (dem Weisen) (1019-1054). Nach dem Tod des mächtigen Großfürsten Wladimir Monomach (1125), der die zerstrittenen russischen Fürsten noch einmal einen konnte, kam es 1132 bis 1134 zum Bürgerkrieg. Danach zerfiel das Reich durch andauernde Erbfolgestreitigkeiten in unabhängige Teilfürstentümer.

Diese Teilfüstentümer wurden jedoch weiterhin alle von Fürsten aus dem Geschlecht der Rurikiden regiert. Den ab 1223 einfallenden Mongolen fiel es dadurch aber leicht, die zerstrittenen russischen Fürstentümer nacheinander zu unterwerfen.

Niederlande

Die politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentren des niederländischen Sprachgebiets lagen im Mittelalter in der Grafschaft Flandern, im Herzogtum Brabant und unter der Regierung von Graf Floris V. auch in der Grafschaft Holland.

Flandern (West-, Ost-, Zeeuws- und Französisch-Flandern) war aus einigen karolingischen Territorien entstanden und gehörte im Mittelalter zur französischen Krone. In diesem Gebiet lagen reiche Städte wie Gent und Brügge, die viel Macht hatten und unter deren Bewohnern ein reges kulturelles Leben herrschte. In dieser Grafschaft wurde das Niederländische sehr stark durch das Französische beeinflusst, Latein wurde als Amtssprache verdrängt.

Das Herzogtum Brabant wurde im Laufe des Mittelalters auch immer mächtiger: zum ursprünglichen Kern - der Grafschaft Leuven - gehörten bald auch Antwerpen, Nordbrabant und Limburg.

Die Grafschaft Holland (mit dem Stift Utrecht und den westfriesischen Gebieten) war sehr stark an Frankreich orientiert. Die heutigen nördlichen niederländischen Provinzen waren wegen ihrer stark agrarischen Infrastruktur im europäischen Machtspiel kaum von Bedeutung.

Aber auch die Macht der Städte und ihrer Bürger nahm stark zu. 1302 fand die so genannte "Guldensporenslag" bei Kortrijk statt. Zum ersten Mal wurde hier ein Ritterheer durch Bürger (jene von Brügge) geschlagen, was natürlich das Selbstvertrauen der Bürger enorm stärkte.

Mit zunehmender Macht der burgundischen Herzöge, die von der Schwäche des französischen Kaisers und des deutschen Kaisers profitierten, vereinigten sie immer größere Teile des niederländischsprachigen Gebiets unter ihrer Herrschaft. Unter Phil ipp dem Guten und Karl dem Kühnen (1396-1477) war Burgund die politische und kulturelle Macht in Westeuropa. Nach dem Tod Karls heiratete seine erbberechtigte Tochter Maria Maximilian von Österreich und das Gebiet kam zum Habsburgerreich.

Irland

Die ältesten Quellen zur Geschichte Irlands erwähnen fünf großen Königreiche Irlands (Ulster, Leinster, Munster, Connaught, Mide), die im 6. Jahrhundert in eine Vielzahl von Kleinkönigtümern zerfielen. Die Dynastie der Ui Neill beanspruchte eine erbliche Hochkönigswürde, um die sich jedoch auch andere Familien bemühten. Aus diesen Dynastien gingen auch die Äbte der großen Klöster hervor, die von den Herrschern mit großzügigen Landschenkungen bedacht wurden. Ab 795 erschienen Wikinger an der irischen Küste und errichteten dort feste Stützpunkte (u.a. Dublin). 1169 landeten anglonormannische Truppen, die der König von Leinster ins Land gerufen hatte. 1171-1172 folgte eine Expedition des englischen Königs Heinrich II. - der entscheidende Wendepunkt der irischen Geschichte.

Das englische Feudalsystem wurde eingeführt, englische Siedler kamen ins Land, englische und walisische Adlige erwarben Besitzungen und Rechte. Bestehende Siedlungen bei Burgen oder Klöstern wurden gefördert, neue Städte gegründet. Die Phase der englischen Expansion dauerte bis in das dritte Viertel des 13. Jahrhunderts. Auch an ihrem Ende waren noch nicht alle Iren der englischen Herrschaft unterworfen.

Politische Krisen, die Hungersnot von 1315-1317 und die Pest von 1349 führten zu Verfallserscheinungen. Die Herrschaftsstruktur war durch eine fortschreitende Zersplitterung gekennzeichnet. Die Herrschaften der Adligen (Lordships) waren z.T. in Händen von Anhängern der Krone, die allerdings oft in England residierten; andere waren im Besitz eingesessener Familien geblieben.

Ein wirtschaftlicher Aufschwung setzte erst wieder in den 1420er Jahren ein. Der unter direkter englischer Herrschaft befindliche Teil Irlands (die nähere Umgebung von Dublin) profitierte davon weniger. Die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde von den Auseinandersetzungen um die englische Krone dominiert, in die auch irische Adlige eingriffen. Auf der Seite der siegreichen Partei stand der Earl (Graf) von Kildare, dessen Familie, die FitzGerald, daher ab 1460 in Irland eine führende Position gewinnen und bis in das 16. Jahrhundert hinein halten konnte.

Polen

Zwischen Weichsel und Oder lebten im Frühmittelalter slavische Stämme, die sich im achten und neunten Jahrhundert zusammenschlossen. Das Fürstengeschlecht der Piasten konnte Groß- und Kleinpolen, Masowien, Schlesien und Pommern, zeitweise auch die Lausitz, Mähren und Ruthenien unter seine Herrschaft bringen. 966 ließ sich Mieszko I. taufen; im Jahr 1000 entstand eine kirchliche Verwaltungsstruktur mit dem Erzbistum Gnesen und mehreren Bistümern. 1025 ließ sich der Fürst Boleslav Chrobry zum König krönen. Auf diese Höhepunkte folgte eine Epoche des Niedergangs. Ab 1138 wurde der polnische Staat unter den Mitgliedern des Piastenhauses aufgeteilt. Die so entstandenen Teilfürstentümer trieben eine eigene Politik. Ihre internen Streitigkeiten schwächten den polnischen Staat, der u.a. den Einfällen der Mongolen (1241 Schlacht bei Liegnitz) nicht erfolgreich entgegentreten konnte. Versuche einzelner Mitglieder des Piastenhauses, dem Zerfall gegenzusteuern, waren lange erfolglos. Die 1230 durch Herzog Konrad von Masowien erfolgte Übertragung des Kulmer Landes an den Deutschen Orden war die Grundlage für die Entstehung eines Ordensterritoriums in Preußen.

Die erneute Einigung ging von Großpolen aus; initiativ waren vor allem Adel und Klerus. 1295 wurde der Herzog von Großpolen zum König gekrönt. Zwischen 1300 und 1306 herrschten die Könige Wenzel II. und Wenzel III. von Böhmen auch in Polen. 1320 ließ sich Herzog Wladyslaw von Kujavien zum König von Polen krönen. Auf ihn folgte sein Sohn Kasimir III. (1333-1370), der 1335 an Johann von Luxemburg, König von Böhmen, der bis dahin selbst den Titel eines Königs von Polen geführt hatte, die Oberherrschaft über die zahlreichen, von Piasten beherrschten Herzogtümer in Schlesien abtreten mußte. 1370 fiel der Thron an Kasimirs Neffen König Ludwig von Ungarn. Dessen Tochter und Erbin Hedwig heiratete den Großfürsten Jagiello von Litauen, der sich taufen ließ, den Namen Wladyslaw annahm und 1386 zum König von Polen gekrönt wurde. Das so entstandene Großreich Polen-Litauen konnte erfolgreich eine aktive Politik in Mitteleuropa und gegenüber den Nachbarn im Osten treiben. Im Inneren gewann der von den Königen privilegierte Adel sehr stark an Einfluß. Es begann der Weg, der Polen in der Neuzeit zu einer Adelsrepublik mit einer vom Parlament gewählten monarchischen Spitze werden ließ.

Ungarn

Zwischen 894 und 900 war das Karpatenbecken von den aus Osten zugewanderten Magyaren besetzt worden, deren Plünderungszüge in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts in weiten Teilen Europas (bis hin nach Spanien und Dänemark) Angst und Schrecken verbreiteten, bis Niederlagen gegen die Könige Heinrich I. (bei Riade, 933) und Otto I. (auf dem Lechfeld, 955) diese Epoche beendeten. In den folgenden Jahrzehnten nahmen die regierenden Fürsten aus dem Hause Arpad diplomatische Kontakte zu den Nachbarn auf. Der Großfürst Vajk ließ sich taufen, nahm den Namen Stephan an, erhielt 1000/1001 vom Papst eine bis heute erhaltene, als Symbol der Staatlichkeit Ungarns angesehene Krone und wurde so der Begründer des christlichen Königsreichs Ungarn, das bis 1301 von Königen aus dem Hause Arpad regiert wurde. Da es keine feste Thronfolgeregelung gab, kam es mehrfach zu internen Auseinandersetzungen um den Thron, die den Nachbarn, vor allem den Kaisern in Byzanz und den deutschen Königen und Kaisern, Gelegenheit zum Eingreifen boten. Im 12. Jahrhundert wurden Kroatien, Dalmatien und Slavonien dem Königreich einverleibt. König Andreas II. (1205-1235), der seinen Einfluß auf Serbien, Bosnien, Galizien, Kumanien (die spätere Walachei) und Bulgarien ausdehnen konnte, mußte im Inneren wesentliche Zugeständnisse an Adel und Klerus machen; 1224 erließ er ein Privileg für die aus dem deutschen Sprachraum stammenden Siedler in Siebenbürgen. Andreas II. war der Vater der 1231 gestorbenen und 1236 heiliggesprochenen Landgräfin Elisabeth von Thüringen. 1241 verwüsteten die Mongolen Ungarn. König Béla IV. mußte nach Österreich fliehen, konnte sich aber in der nun folgenden Epoche des Wiederaufbaus große Verdienste erwerben.

Nach dem Tod des letzten Arpaden kämpften zunächst mehrere Bewerber um den Thron, bis sich der aus einer Nebenlinie des französischen Königshauses stammende Karl I. Robert durchsetzen konnte. Unter ihm und seinem Sohn Ludwig (1342-1382), der 1370 auch König von Polen wurde, erlebte Ungarn einen gewaltigen Aufschwung, der seine Grundlage in dem nunmehr einsetzenden Silber- und Goldbergbau hatte. Ludwigs Tochter Maria (Königin 1382-1395) heiratete Sigmund von Luxemburg, Sohn Kaiser Karls IV. (König von Ungarn 1387-1437, römischer König 1410, König von Böhmen 1419, Kaiser 1436). Unter seiner Regierung erschienen an der Südgrenze des Reiches die osmanischen Türken, gegen die ein aus Festungen bestehendes Verteidigungsssystem errichtet wurde. Nach 1440 kam es zu einer jahrzehntelangen Nachfolgekrise. König Matthias Corvinus (1458-1490), ein bedeutender Kunstmäzen und Büchersammler, Gründer der kurzlebigen Universität Preßburg, unterhielt ein schlagkräftiges Söldnerheer, mit dem er in Böhmen, Polen und Österreich militärisch eingriff. Diese Aktivitäten brachten das Land an den Rand seiner finanziellen Belastbarkeit. Ihm folgten zwei aus dem polnischen Königshaus stammende Könige. Am 29. August 1526 erlitt das ungarische Heer bei Mohacz eine katastrophale Niederlage gegen die Türken, die in der Folge weite Teile des Landes besetzten; König Ludwig II. fiel in der Schlacht. Den Titel eines Königs von Ungarn führten ab 1526 die römischen Könige und Kaiser aus dem Hause Habsburg.

Kreuzfahrerstaaten

Die Kreuzfahrerstaaten im engeren Sinne sind die als Ergebnis des Ersten Kreuzzugs in Palästina und Syrien errichteten vier Staaten:

* das Königreich Jerusalem
* das Fürstentum Antiochia
* die Grafschaft Edessa
* die Grafschaft Tripolis

Sie waren militärisch den Moslems unterlegen, konnten sich aber halten, weil die ständigen Kriege zwischen den islamischen Mächten es ihnen ermöglichten, das Küstenland zu besetzen und für den Nachschub offen zu halten. Die Kreuzfahrer wurden zusammenfassend als "Franken", das Land als "Outremer" bezeichnet.

Die Grafschaft Edessa wurde 1098 als erster Kreuzfahrerstaat gegründet. Unter Joscelin II. († 1159) fiel sie schon 1144 gegen den islamischen Herrn von Mosul und Aleppo, was den Zweiten Kreuzzug zur Folge hatte.

Das ebenfalls 1098 errichtete Fürstentum Antiochia wurde unter seinen ersten normannischen Herrschern Bohemund von Tarent († 1111) und dessen Neffen Tankred († 1112) durch Eroberungen gegen die Moslems und Byzanz erweitert. Sie hinterließen einen gefestigten Staat, für den aber Raimund von Poitiers 1137 dem byzantinischen Kaiser huldigen musste. 1268 erlag Antiochia, inzwischen wirtschaftlich verarmt, einem Mamelukenheer des Sultans Baibars von Ägypten.

Nicht viel später (1289) fiel Tripolis, seit Bohemund IV. von den Fürsten Antiochias mitregiert; es war 1109 als letzter der Kreuzfahrerstaaten errichtet und Bertrand von St. Gilles als vasallitische Grafschaft des Königreichs Jerusalem verliehen worden.

Unter Balduin I., dem ersten König von Jerusalem (1100), und seinen nächsten Nachfolgern Balduin II. (1118–1131), Fulko von Anjou (1131–1143) und Balduin III. (1143–1162) konnte das Gebiet erweitert und gegen die Sarazenen behauptet werden. 1187 besiegte Saladin die Kreuzfahrer vernichtend bei Hattin und eroberte anschließend Jerusalem.

Die Christen gewannen 1191 Akko unter Führung von Richard Löwenherz zurück, der 1192 mit Saladin vertraglich die christliche Herrschaft im Küstenstrich von Tyrus bis Jaffa vereinbarte.

Der Fünfte Kreuzzug Friedrichs II., der sich 1229 zum König von Jerusalem krönte, brachte Jerusalem und weitere Gebiete wieder an die Kreuzfahrer. Die Hauptstadt ging 1244 endgültig verloren; Akko, Mittelpunkt des restlichen Königreichs, war durch innere Kämpfe geschwächt und fiel 1291. Der Rest Palästinas wurde - bis auf die Stadt Byblos (Erorberung 1298) und die Inselfestung Ruan vor der syrischen Küste (Aufgabe 1303) noch im selben Jahr - geräumt (Flucht nach Zypern). Die aus Palästina/ Syrien nach Zypern vertriebenen Johanniter eroberten ab 1306 Rhodos, das sie bis zur Eroberung durch die Osmanen 1522 beherrschten.

Zu den Kreuzfahrerstaaten wird auch das Königreich Zypern gezählt, das während des 3. Kreuzzugs gegründet wurde. Richard Löwenherz eroberte die Insel auf seinem Weg ins Heilige Land, die in der Folgezeit das Herrschaftsgebiet der entthronten Könige von Jerusalem bis 1489 wurde. Ein weiterer christlicher Staat am Rande der Kreuzzüge war das Königreich Kleinarmenien, das sich unter einheimischen Herrschern auf der Flucht vor den Seldschuken einige Jahre zuvor etabliert hatte und sich rund 300 Jahre halten konnte.

Im Vierten Kreuzzug wurde das Byzantinische Reich von den Kreuzfahrern erobert (1204), wobei vier weitere Staaten entstanden:

* das Lateinische Kaiserreich
* das Königreich Thessaloniki
* das Herzogtum Athen
* das Fürstentum Achaia

Die Venezianer schufen darüber hinaus in der Folge des Vierten Kreuzzugs das Herzogtum Archipelagos in der Ägäis.

Thessalonike und das Lateinische Kaiserreich wurden von den Byzantinern bis 1261 zurückerobert. Nachfolger der Kreuzfahrer regierten in Athen, auf dem Peloponnes und in Morea bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts.

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