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Peter Abälard
* Le Pallet bei Nantes 1079, † Kloster Saint-Marcel bei Chalon-sur-Saône 21.4.1142
Frz. Theologe und Philosoph. - Schüler des Roscelin von Compiègne, später Wilhelm von Champeaux. Lehrte insbesonders Dialektik in Melun, Corbeil und Paris, wo seine Liebe zu Heloise, seiner Schülerin, begann, deren Oheim, der Kanoniker Fulbert, ihn entmannen ließ. Gilt als richtungsweisender Hauptvertreter der Frühscholastik vor allem auf den Gebieten der Logik, Erkenntnistheorie und einer philosophisch fundierten Theologie. Im Universalienstreit vertrat er eine vermittelnde Position: Nach ihr sind die Universalien als Übereinstimmungen "in den Dingen" (in rebus) zwar existent, doch nur von Menschen erfundene Wörter; andererseits sind sie aber auch nicht nur willkürliche Festsetzungen menschlicher Rede, sondern haben ihre Norm in der "Natur der Dinge". Zwar hielt er grundsätzlich an der Autorität der Offenbarung fest, trug aber zugleich zur Emanzipation der Vernunft bei, der er in Zweifelsfällen die Möglichkeit begründeter eigenständiger Entscheidung zuerkannte. Seine Liebe zu Heloise stellte Abälard in der "Historica calamitatum mearum" (zwischen 1133 und 1136) unter Beifügung eines wohl fingierten Briefwechsels dar.
Dante Alighieri
* Florenz Mai1265, † Ravenna 14.09.1321
Italienischer Dichter, der aus einer Patrizierfamilie stammende Dante wurde zum Begründer der italienischen Literatursprache und zu einem der einflussreichen Poeten der Geistesgeschichte. Als Parteigänger der kaisertreuen Ghibellinen 1301 aus Florenz verbannt, verbrachte er sein Leben in einem ruhelosen Exil. Seine Jugendlyrik (um die Figur der Beatrice) sammelte er 1292/1293 unter dem Titel "Vita nuova". Sein Hauptwerk "Divina Commedia", etwa 1313-21 verfasst, gestaltet das Weltbild seiner Zeit in einer visionären Schau, im Persönlichen das Schicksal der Menschheit deutend.
Thomas von Aquin
* Burg Roccasecca bei Aquino 1225/26, † Fossanova 07.03.1274
Scholastischer Theologe und Philosoph. - Adliger Herkunft, im Kloster erzogen; studierte ab 1239 die Artes liberales in Neapel; trat 1243 in den Dominikanerorden ein; seit 1245 Studium bei Albertus Magnus in Paris und 1248-52 in Köln; lehrte 1252-56 in Paris, 1259-69 in Orvieto, Viterbo und Rom, 1269-72 wieder in Paris und ab 1272 in Neapel; starb auf der Reise zum 2. Konzil von Lyon.
Thomas entwickelte - die von seinem Lehrer Albertus Magnus begonnene Hinwendung zum Aristotelismus weiterführend - eine globale Synthese von Glauben und Wissen, Offenbarung und Vernunft, Gnade und Natur- bzw. Schöpfungsordnung, Übernatur und Natur, Theologie und Philosophie in und zu einem System axiomatisch-spekulativer Theologie, vor allem in seinem Hauptwerk - dem Höhepunkt der Scholastik überhaupt - "Summa Theologica" (1266-73). - Die kritische Auseinandersetzung mit seiner Lehre (angeregt vor allem durch die Franziskanerschule) erreichte mit deren Verurteilung 1277 ihren Höhepunkt, doch bereits 1309 wurde sie zur Ordensdoktrin der Dominikaner erhoben. Durch seine Heiligsprechung (1323) und Erhebung zum Kirchenlehrer (1567) wurde die Wirkung seiner Lehre auch institutionell abgesichert.
Guido von Arezzo
* Arezzo um 992, † Avellano 17.05.1050
Italienischer Musiktheorethiker, der Benediktinermönch Guido lebte in Pomposa bei Ferrara und später in einem Kloster. Guido von Arezzo ist durch zwei musikalische Erfindungen berühmt geworden, die für die Entwicklung der abendländischen Musik von fundamentaler Bedeutung waren: Er führte das Prinzip der Melodie-Notierung auf vier Linien im Terzabstand ein; zwischen einer roten f-Linie und einer gelben c-Linie platzierte er eine schwarze a-Linie und über oder unter dem System noch eine schwarze Linie. Papst Johannes XIX. lernte danach das Singen vom Blatt und regte die Schaffung von Chorbüchern auf der Grundlage der Methode des Guido von Arezzo an. Die zweite Erfindung des Musikers war die Benennung der Töne (Solmisation) mit den Bezeichnungen do-re-mi-fa-so-la-si-do.
Franz von Assisi
(Eigtl. Giovanni Bernardone),* Assisi 1181/82, † Assisi 03.10.1226
Italien. Ordensstifter. - Stammte aus wohlhabender Familie. Nach Krankheit und Bekehrungserlebnissen pflegte er Aussätzige und führte ein Bettlerleben. Seit 1209 schlossen sich ihm einige Gefährten an. Er gab ihnen Texte des N.T. als Lebensnorm (erste Regel) und verpflichtete sie als "Mindere Brüder" zum Dienst an Menschheit und Kirche in Armut und Buße. Innozenz III. billigte diese Lebensform 1210 mündlich. Das folgende Jahrzehnt diente dem Aufbau der rasch wachsenden Brüdergemeinschaft. 1212 gesellte sich durch die Bekehrung der adligen Klara von Assisi eine Schwesterngemeinschaft hinzu. Über die eigenen Gemeinschaften hinaus zog F. Frauen und Männer in seinen Bann, die sich im Dritten Orden zusammenfanden und mitten in der Welt nach seinem Programm lebten. 1221 gab er seinem Orden eine vorläufige zweite Regel, die 1223 durch die endgültige Regel (Regula bullata, durch Bulle Honorius III. bestätigt) ersetzt wurde. Franz selbst trat schon 1220 von der Leitung des Ordens zurück. Seine Frömmigkeit fand in seinen Schriften (Regeln, Worte der Ermahnung, Sendschreiben, Gebete und besonders im Sonnengesang) ihren Ausdruck.
Franziskus wollte für sich und seine Brüder eigentlich keine Ordensregeln, ihm genügte die Botschaft Jesu: "Willst Du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es Armen" (Matth. 9, 21). 1222 zog er sich in die Einsamkeit von Alverna, einem kleinen Kloster, zurück. Auf seine Bitte, am Leiden Jesu Anteil haben zu dürfen, wurde er am Michaelistag - nach anderer Überlieferung am Tag der Kreuzfindung - des Jahres 1224 nach 40 Tage langem Fasten auf dem Berg La Verna stigmatisiert: der Gekreuzigte in Gestalt eines Seraphs, von sechs Seraphenflügeln überhöht und bedeckt, oder von einem solchen getragen, neigte sich ihm; seitdem trug Franziskus, vom Leidenserlebnis Christi durchdrungen, die Wundmale an Händen, Füßen und an der Seite, aber er verheimlichte sie, so daß sie erst bei seinem Tod erkannt wurden; dies war die erste bezeugte Stigmatisierung der Kirchengeschichte.
Die Entbehrungen und die Erschöpfung beeinträchtigten zunehmend seine Gesundheit, schließlich drohte Franziskus auch zu erblinden. Zur Behandlung kam er nach Siena, doch er lehnte weitere medizinische Hilfe ab, diktierte sein Testament und ließ sich unter großem Geleit nach Portiuncula zurücktragen. Dort starb er auf bloßem Boden liegend und nackt, um auch im Sterben Jesus ähnlich zu sein, umgeben von seinen Ordensgenossen, mit denen er gemeinsam und in froher Erwartung "seines Bruders Tod" das Abendmahl gefeiert hatte.
In der von Elias von Cortona erbauten Kirche San Francesco in Assisi wurde er begraben und bereits zwei Jahre später von Gregor IX. heiliggesprochen.
Averroes
(Arab. Ibn Ruschd), * Córdoba 1126, † Marrakesch 11.12.1198
Arab. Philosoph, Theologe, Jurist und Mediziner. - 1169 Richter (Kalif) in Sevilla, 1171 in Córdoba, 1195 Verbannung wegen Religionsfeindlichkeit seiner Lehre und Verbot seiner Schriften. Rehabilitation kurz vor seinem Tod. Kommentare zu Aristoteles; sein Rationalismus zielt auf Versöhnung von Vernunft und Offenbarung. A. vertritt den Monopsychismus, lehrt die Ewigkeit der Welt und die Einheit Gottes (gegen die christliche Trinitätslehre). Er leistet für die Scholastik einen bedeutenden Beitrag zur Differenzierung des Begriffsapparats; seine Lehren sind Gegenstand der Auseinandersetzungen in der christlichen, islamischen und vor allem jüdischen Philosophie und Theologie des MA. Sie werden u.a. von Thomas von Aquin und Albertus Magnus abgelehnt.
Roger Bacon
* Ilchester um 1219, † Oxford um 1292
Engl. Philosoph, Theologe und Gelehrter. - Lehrte von 1241-46 in Paris aristotelische Naturphilosophie; Beschäftigung mit Sprachen, Mathematik, Astronomie und Astrologie, schließlich mit Experimenten (vor allem zum Magnetismus). Bacon prägte den Begriff des Naturgesetzes und ging davon aus, erst eine Experimentalwissenschaft könne die in Theoretischen Wissenschaften reduzierten Ergebnisse bestätigen sowie neue Wissensgebiete eröffnen.
Er beschreibt die Herstellung von Schießpulver in einem Traktat mit dem Titel De secretis operibus artis et naturae aus Kaliumnitrat, Holzkohle und Schwefel unter Beimischung von Salpeter, was erstmals um 1250 gelingt. Bis einigermaßen treffsichere Schusswaffen und Mörser gebaut werden können, werden noch etwa 200 Jahre vergehen. Auch heutige Gelehrte kämpfen mit den schwierigen Anagrammen und der kryptischen Sprache Bacons, in denen dieser seine Formel verbarg.
Friedrich I. Barbarossa
* 1122, † Kleinasien 10.06.1190
Römisch-deutscher König (seit 1152) und Kaiser (seit 1155), aus dem Geschlecht der der Staufer stammend war Friedrich einer der volkstümlichsten Herrscher des Mittelalters. Einstimmig zum König gewählt, arrangierte er sich mit den deutschen Fürsten und grenzte die Interessen zu Kurie ab. Trotz Scheiterns seiner Norditalienpolitik (1162 Zerstörung Mailands) und des Dauerkonflikts mit dem Papst Alexander III. (1167 Eroberung Roms, 1176 Niederlage bei Legnano) festigte Friedrich seine Stellung durch Heiraten (1156 Ehe mit Beatrix von Burgund, 1186 Heirat des Sohnes Heinrich mit Konstanze von Sizilien) und Entmachtung seines Rivalen Heinrichs des Löwen (1181). 1177 machte er seinen Frieden mit dem Papst und führte 1189 den 3. Kreuzzug an, auf dem er umkam. In der Volkssage wird dem rotbärtigen Kaiser der Kyffhäuser als Ruhesitz zugewiesen, in dem er schlafe, bis er wiederkomme, um Deutschland stark zu machen.
Vinzenz von Beauvais
* zwischen 1184 und 1194, † Beauvais um 1264
Frz. Pädagoge und Dominikaner. - Wirkte am Hof König Ludwigs IX.; sein dreiteiliges Speculum maius (erstmals gedruckt 1474, entstanden wohl um 1256) ist die erste und umfassendste Enzyklopädie des Mittelalters.
Hildegard von Bingen
* 1098, † Kloster Rupertsberg bei Bingen 17.09.1179
Dt. Mystikerin. - Trat als Benediktinerin ins Kloster Disibodenberg an der Nahe ein und gründete zwischen 1147 und 1150 das Kloster Rupertsberg bei Bingen. Hatte schon in ihrer Kindheit Visionen, die sie ab 1141 in mittellateinischer Sprache niederschrieb. Im "Scivias" (lat. "Wisse die Wege") beschreibt sie, wie sie in einer "unio mystica" (mystische Einheit) mit Gott dessen "lux vivens" (lebendes Licht) voll seliger Freude erfährt. Ihre ausdrucksstarken Bilder der Visionen erinnern an die Offenbarung des Johannes. Neben geheimnisvollen, oft schwer verständlichen Schilderungen stellt sie auch ihre Glaubensansichten dar. Sie spricht sich z.B. für die Ständeordnung aus.
Neben diesen mystischen Schriften entstanden homiletisch-exegetische und historische Abhandlungen, 70 selbstvertonte geistliche Lieder, außerdem naturkundliche Bücher, vor allem das in zwei Teilen überlieferte "Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum", das die wichtigste Quelle naturkundlicher Kenntnisse des frühen Mittelalter in Mitteleuropa ist.
Giovanni Boccaccio
* Florenz 1313, † Certaldo (Florenz) 21.12.1375
Italienischer Dichter, der uneheliche Sohn eines Bankkaufmanns war seit 1340 Notar und Richter in Florenz. Als politischer Kopf hoch angesehen, übernahm er für seine Vaterstadt manchen diplomatischen Auftrag (u. a. Gesandtschaft beim Papst). Er war ein Freund Petrarcas. Boccaccios Novellensammlung "Decamerone" (hundert Geschichten zumeist erotischen Inhalts, um 1350 entstanden, gedruckt 1440) erhob die Novelle zu einer auf Jahrhunderte gültigen Kunstform. Später bereute er, ein so töricht-anstößiges Buch geschrieben zu haben, doch gelang es seinem Freund, ihn vom Verbrennen des Manuskripts abzubringen.
Bonaventura
(Johannes Fidanza), * Bagnorea um 1221, † Lyon 15.07.1274
Italien. Theologe, Philosoph und Mystiker. - Seit 1243 Franziskaner, seit 1257 Generalminister des Ordens. 1273 Kardinalbischof von Albano. - Neuplatoniker und Augustinist, setzte sich aber auch mit Aristoteles auseinander. Sein Hauptwerk ist der "Sentenzenkommentar" (1248 begonnen). Nach ihm steht der menschliche Intellekt mit den ewigen Wahrheiten in Berührung. theologische Hauptwerke: "Quaestiones disputatae", "De reductione artium ad Thelogiam" (beste Einleitung des MA in die Theologie), "Collationes in Hexaëmeron" (über die Schöpfung [1273]; nur in Nachschriften erhalten), "Itenerarium mentis in Deum" (1259). Dieses Werk schildert den Aufstieg der Seele zu Gott in sechs Stufen, die sechs Seelenkräften entsprechen. Er wirkte weit bis in die Neuzeit durch seine mystischen Schriften, besonders auf Seuse, Gerson und Franz von Sales.
Giotto di Bondone
* Colle di Vespignano (Florenz) um 1266, † Florenz 08.01.1337
Italienischer Maler und Baumeister, wahrscheinlich war Giotto Schüler Cimabues. Er befreite die italienische Malerei sowohl ikonographisch wie in der Form aus der Abhängigkeit von der byzantinischen Kunst. Wegbereitend für ihn waren die Plastik Arnolfos di Cambio, die Malerei Cavallinis und die gotische Bildhauerkunst Frankreichs. In dramatischer Knappheit, mit plastisch gesehenen Figuren, entwickeln sich die biblischen Geschehnisse auf seinen Bildern. Hauptwerke Giottos sind: Fresken der Arenakapelle in Padua mit Szenen aus dem Leben Christi und Marias (um 1305-07); Fresken in S. Croce, Florenz, u. a. über das Leben des heiligen Franz von Assisi, dem auch die Fresken in S. Francesco, Assisi gelten; Tafelbilder in Florenz. 1334 begann Giotto die Bauarbeiten am Campanille des Florentiner Doms und wurde zum Stadtbaumeister ernannt.
Siger von Brabant
* in Brabant um 1235, † Orvieto 1281/1284
Brabant. scholastischer Philosoph. - Nach Verurteilung von 13 Lehrsätzen (1270) 1276 Anklage wegen Häresie, der er sich durch Flucht entzog; 1277 Verurteilung von 219 Lehrsätzen. Gilt als erster und führender Vertreter des sog. lateinischen Averroismus im 13. Jh. an der Pariser Universität, postulierte vor allem die Eigenständigkeit der Philosophie gegenüber der Theologie.
Filippo Brunelleschi
* Florenz 1377, † Florenz 15.04.1446
Italienischer Baumeister und Bildhauer. Mit einer Goldschmiedelehre begann Brunelleschi seine Laufbahn, die ihm zu einem der Hauptmeister der architektonischen Frührenaissance machen sollte. Für sein berühmtestes Werk, den Zentralbau der Capella de Pazzi im Klosterhof von Santa Croce in Florenz schuf Brunelleschi eine Vorhalle, von sechs Säulen getragen und mit einem Tongewölbe gedeckt, die zu dem mit einer Rundkuppel gekrönten Hauptraum führt. Der Baumeister verwandte auch in der inneren Dekoration reine antike Formen und verlieh dem Bauwerk durch glasierte farbige Terrakotten typisch florentinische Grazie. Er schuf mit den Gotteshäusern San Lorenzo und Santo Spirito weitere Kirchen sowie das Bronzerelief der Opferung Isaaks in Florenz. Sein bedeutendstes profanes Bauwerk ist das Findelhaus in seiner Heimatstadt, in der er am 15. April 1446 starb.
Anselm von Canterbury
* Aosta 1033, † Canterbury 21.04.1109
Scholastischer Philosoph und Theologe. - Seit 1060 Benediktiner in Bec (Normandie), seit 1078 Abt; 1093 Erzbischof von Canterbury. - Seine Bedeutung auf philosophisch-theologischem Gebiet liegt in dem Bemühen, den christlichen Glauben ohne die Autorität von Bibel und Kirche einsichtig zu machen ("credo ut intelligam" - "ich glaube, um zu erkennen"). Im "Proslogion" ("Anrede", 1078) formuliert er den ontologischen Gottesbeweis: "Der Begriff von Gott ist etwas, zu dem nichts Größeres gedacht werden kann, was aber nur dann der Fall ist, wenn das, zu dem nichts Größeres gedacht werden kann, auch existiert, sonst würde ihm die Qualität des Seins fehlen." - Sein theologisches Hauptwerk ist "Cur Deus homo" (Warum Gott Mensch wurde, 1097-99), in dem er seine Lehre von der "Satisfaktion" (Christus ist gestorben, um für die Sünde der Welt "Genugtuung" zu leisten) vorträgt.
Chlodwig I.
* 466, † Paris 27.11.511
Fränkischer König (seit 482), der Sohn des Merowingerfürsten Childerich I. brach nach und nach die Macht aller fränkischen Gaukönige, ehe er sich gegen das Reich des Römers Syagrius wandte. Er besiegte ihn 486 bei Soissons, machte dessen Residenz Paris zum Zentrum seines aufstrebenden Frankenreichs und behauptete es gegen die Alemannen und Westgoten, so dass er schließlich fast ganz Gallien beherrschte. Der Durchstoß zum Mittelmeer aber scheiterte am Eingreifen des Gotenkönigs Theoderich. Durch Abkehr vom Arianismus und Annahme des katholischen Glaubens 498 festigte Chlodwig die fränkische Herrschaft bei den romanisierten Galliern und erleichterte die Verschmelzung der fränkischen Eroberer mit der unterworfenen gallorömischen Bevölkerung. Chlodwig übernahm Prinzipien der römischen Verwaltung und Rechtsgrundsätze. Er wurde 505 vom oströmischen Kaiser anerkannt und residierte in Paris.
Bernhard von Clairvaux
* Schloß Fontaine bei Dijon um 1090, † in Clairvaux (Aube) 20.8.1153
Zisterzienserabt, Mystiker. - Stammte aus burgundischem Adel, trat 1112 in das Reformkloster Cîteaux ein, begründete 1115 mit 12 anderen Mönchen Clairvaux, von dem zu seinen Lebzeiten weitere 68 Filialgründungen ausgingen. Der Orden der Zisterzienser wurde von ihm wesentlich mitgeprägt. Seine Mystik wurde bestimmend für das ganze MA, sein Einfluß auf Predigt und geistliches Leben reicht bis weit in die Neuzeit. Von seinen Werken sind fast 900 Handschriften erhalten: Predigten, Abhandlungen; Hauptwerk: "De consideratione" (1149-52).
Roscelin von Compiègne
* um 1045, † nach 1120
Frz. Philosoph und Theologe. - Vertrat einen frühen Nominalismus, nach dem die Universalien nur Laute ("flatus vocis") sind, wirklich aber nur das individuelle Einzelding ist. Deshalb wird aus der Trinität als Einheit der drei Personen Gottes in einem Wesen Gottes ein Aggregat von drei Substanzen; von der Synode von Soissons (um 1092) verurteilt.
Jeanne d’Arc
* (Johanna von Orléans) Domrémy-la-Pucelle 1410, † Rouen 30.05.1431
Französische Nationalheldin und -heilige, das Bauernmädchen Jeanne begann als 13jährife Stimmen zu hören, die sie aufriefen, im Namen Gottes Frankreich von den Engländern zu befreien. Sie erhielt 1429 eine Audienz bei König Karl VII., der ihr eine kleine Truppe anvertraute, mit der sie am 8. Mai 1429 den Belagerungsring im Orléans sprengte und nach einem weiteren Sieg die Krönung Karls in Reims ermöglichte. Am 23. Mai 1430 bei Compiègne in burgundische Gefangenschaft geraten, wurde Jean d’Arc für eine namhafte Summe an die Engländer ausgeliefert und nach einem irregulären Ketzerprozess "als Hexe in Männerkleidern" und wegen Zauberei zum Tod verurteilt. Weil sie ein abgepresstes Schuldbekenntnis widerrief, wurde sie am 30. Mai 1431 in Rouen verbrannt. 1456 rehabilitiert sie die Kirche und 1920 sprach sie Papst Benedikt XV. heilig, ihr Fest wird an ihrem Todestag begangen.
Dominikus
* Caleruega (Provinz Burgos) um 1170, † Bologna 06.08.1221
Spanischer Ordensstifter. - Entstammte dem angesehenen Geschlecht der Guzmán. Studierte in Palencia. 1195 Kanoniker am Domstift von Osma. Seit 1206 entwickelte sich von ihm angeregt in Toulouse eine Genossenschaft von Priestern, die, in völliger Armut lebend, sich der Bekehrung der Albigenser (Katharer) widmen sollten; der daraus entstandene Orden wurde 1216 von Papst Honorius III. bestätigt. 13 Jahre nach seinem Tod, 1234 von Gregor IX. heiliggesprochen.
Meister Eckhart
* Hochheim bei Gotha 1260, † Avignon 30.04.1328
Deutscher Mystiker, früh trat Eckhart in Erfurt in den Dominikanerorden ein, studierte in Köln und lehrte 1293/94 in Paris Theologie. Danach übernahm er die Verwaltung der thüringischen Ordensprovinz, ehe er zehn Jahre später erneut in Paris tätig war. Von 1314 – 1322 war Eckhart Vorsteher des Dominikaner-Konvents in Straßburg und leitete danach die Ordenshochschule in Köln. Eckhart kreiste in seinen mystischen Spekulationen, niedergelegt u. a. im "Buch der göttlichen Tröstungen" (ca. 1305), um das Problem von Gott und Seele. Die gedankliche Tiefe und sprachliche Kraft besonders seiner deutschen Predigten wirkten nicht nur auf seine Nachfolger, sondern fanden auch im deutschen Idealismus des 19. Jahrhunderts Beachtung. Die katholische Kirche verurteilte einen Teil seiner Thesen.
Wolfram von Eschenbach
* Wolframseschenbach bei Ansbach 1170, † Wolframseschenbach 1220
Mittelhochdeutscher Erzähler, kaum biografisch erfassbar ist die Person Wolframs, sondern nur aus seinem bedeutenden Werk erschließbar. Es umfasst die großen Versepen "Parzival", "Willehalm" und "Titurel", die Ritter- und Minnetugenden in eigenwilliger, kraftvoller Sprache thematisieren. In Wolframs Erzählwerk mischen sich das ritterlich-weltliche der Artussage mit dem mystischen der Gralslegende. Vor allem der 24.000 Verse umfassende Parzival beeinflusste die nachfolgenden deutschen Epen bis in die Neuzeit hinein. Obwohl darin das Vorbild des Chrétien de Troyes unverkennbar ist, hat Wolfram den Stoff ganz in anderer Weise verarbeitet, indem er ihn als Tatsachenbericht gestaltet hat. Die Abenteuer des Helden erscheinen danach als eine Kette notwendiger Umwege vom tumben Toren zu sich selbst als geläutertem Ritter.
Hubert und Jan van Eyck
* Maaseyck 1370 (Hubert) 1390 (Jan), † Gent 18.09.1426 (Hubert), Brügge 09.07.1441 (Jan)
Niederländische Maler, der jeweilige Anteil an den Hauptwerken vor Huberts Tod lässt sich nicht mit Sicherheit abgrenzen. Das gilt vor allem für den Genter Altar, den Jan 1432 vollendete. Gegen seinen Bruder Hubert, der noch stark in der Kunst des 14. Jahrhunderts verwurzelt war, erwies er sich als der geniale Neuerer, der über die Tradition hinausführte. In seine frühe Schaffenszeit, vor 1424, fällt die Zusammenarbeit mit Bruder Hubert am so genannten Turin-Mailänder Stundenbuch; einige der Miniaturen (1417-24) sind ihm mit hoher Wahrscheinlichkeit allein zuzusprechen. Jans Stifterporträts stellen die ersten wirklich bedeutenden Bildnisse, die Gestalten Adams und Evas die ersten hervorragenden Aktfiguren dar. Als weitere Hauptwerke schuf Jan nach 1430 in Brügge Madonnen und Bildnisse wie "Der Mann mit der Nelke" oder "Kardinal Nicholaes Albergati".
Joachim von Fiore
* in Celico bei Cosenza um 1130, † San Giovanni in Fiore bei Cosenza um 1202
Ital. Theologe, Mönch und Ordensgründer. - Zunächst Abt des Zisterzienserklosters Corazzo, bis er um 1190 in Fiore (Kalabrien) einen eigenen Orden und ein Kloster gründete, um Wege zu einer intensiveren Verwirklichung mönchischer Lebensformen zu suchen. In umfangreichen Schriften, wie in der Concordia Novi et Veteris Testament (Übereinstimmung des Neuen und des Alten Testaments), entwickelte er eine Geschichtstheologie, derzufolge nach dem Zeitalter des Alten und dem des Neuen Testaments in Kürze ein vollkommenes des Heiligen Geistes anbrechen würde, in dem die Bindung an den Buchstaben des Neuen Testaments durch unmittelbare Erleuchtung der Gläubigen überwunden werden sollte.
Joachim sagte in seinem Evangelium aeternum die Ankunft eines tausendjährigen Reiches der Gerechtigkeit voraus, dem das "schreckliche Gericht über die entartete Kirche und die verderbte Welt" vorangehen werde. Er leugnete die Notwendigkeit des kirchlichen Kults, darunter auch der Sakramente, und predigte als höchstes Ideal der Christenheit die Armut.
Die Wirkungsgeschichte dieser prophet. Geschichtsdeutung läßt sich über Hegel und Schelling bis in die politische Geschichte der Gegenwart nachweisen.
Dietrich von Freiberg
* um 1240/45, † nach 1310
Deutscher Naturphilosoph und metaphysischer Theologe. - Studiert mit einem Stipendiat des Dominikanerordens ab 1273 Theologie in Paris. 1293-96 Provinzial der Provinz Teutonia. Magisterium 1296/97. Naturphilosophische Werke über Kosmologie, Astronomie und Optik (darunter eine Theorie des Regenbogens); theologisch-philosophisch Schüler des Siger von Brabant; Freund und Lehrer von Meister Eckhart.
Friedrich II.
* Iesi bei Acona 26.12.1194, † Fiorentino 13.12.1250
Römisch-deutscher König (seit 1212) und Kaiser (seit 1220). Friedrich war der Sohn Kaiser Heinrichs VI. Nur selten war er in Deutschland, meist hielt er sich im Königreich Sizilien auf, das er 1198 von seinem Vater geerbt hatte und anfangs unter dem Vormund von Papst Innozenz III., streng zentralistisch regierte. Der Papst baute ich auch zum Gegenkönig von Otto IV. auf, den Friedrich nach der Schlacht bei Bouvines (1214) verdrängte. Deutschland ließ er von seinem Sohn Heinrich (VII.) regieren, der sich 1235 empörte und 1237 seinen Bruder Konrad IV. weichen musste. Der Kaiser hatte seine Macht derweil so erweitert (1229 König von Jerusalem, 1237 Sieg über den Lombardenbund), dass es wiederholt zum Konflikt mit dem Papst kam, der ihn 1239 bannte und 1245 für abgesetzt erklärte. Friedrich selbst konnte er damit wenig anhaben, die päpstliche Politik aber untergrub die staufische Macht.
Gratian
(Gratianus), * Ende des 11. Jh, † Bologna vor 1160
Ital. Theologe (Kamaldulensermönch) und Kanonist. - Verfaßte um 1140 ein nach scholastischer Methode angelegtes Lehrbuch des Kirchenrechts (das den ersten Teil des Corpus Juris Canonici bildet), mit dem er durch seine ausführlichen Erläuterungen zum "Vater der Kanonistik" wurde.
Johannes Gutenberg
* Mainz 1398, † Mainz 03.02.1468
Deutscher Erfinder des Buchdrucks, obwohl er auch der Patrizierfamilie Gensfleisch stammte, nannte man ihn und er sich Gutenberg. Er beschäftigte sich schon früh mit der Frage, ob es nicht eine rationellere Methode zur Vervielfältigung von Büchern als das manuelle Abschreiben geben könne. Herstellung von Einzelblattdruckstöcken aus Holz schied ebenfalls aus bei der ungeheuren Textmenge etwa der Heiligen Schrift. Gutenberg entwickelte daher seine beweglichen Metalllettern, die sich immer wieder neu verwenden ließen. Und er schuf Stahlstempel für alle zu gießenden Zeichen, die dadurch in der benötigten Menge hergestellt werden konnten. Für die Lettern setzte Gutenberg seine Legierung aus Zinn, Blei, Antimon und etwas Wismut ein, Mit den daraus gegossenen Buchstaben schuf er, bis 1455 eine 42zeilige Ausgabe des Neuen und Alten Testaments, die so genannte Gutenberg-Bibel in etwa 200 Exemplaren.
Heinrich der Seefahrer
* Porto 04.03.1394, † Sagres 13.11.1460
Infant (Prinz) von Portugal, Heinrich war der vierte Sohn König Johanns I. Er förderte als Großmeister des Christusordens die Wissenschaften, insbesondere Mathematik und Astronomie. Heinrich nahm an der Eroberung von Ceuta teil, zeichnete sich dabei als junger Offizier aus und wurde zum Ritter geschlagen. 1437 führte er noch einmal ein Kommando bei einem allerdings gescheiterten Zug gegen Tanger. In der Zwischenzeit wandte er sich, angeregt durch die Lektüre der Reiseberichte Marco Polos, Fragen der Navigation von Entdeckungsfahrten nach Westen dun entlang der afrikanischen Küste nach Süden zu. Mit den von ihm initiierten Expeditionen (1419 Entdeckung Madeiras, 1427 der Azoren, 1455 der Kapverden und Senegambias) bereitete er den kolonialen Aufstieg Portugals vor. Im Jahre 1460 gründete einen Navigationsschule.
Jan Hus
* Husinec (Südböhmen) 1370, † Konstanz 06.07.1415
Tschechischer Reformator, um 1400 nahm Hus eine Lehrtätigkeit an der Universität Prag auf und gewann als Prediger der Bethlehemskapelle im Geiste der Ideen Wyclifs in Böhmen großen Anhang. In den teilweise national gefärbten theologischen Streitigkeiten an der Universität unter lag er 1412 gegen die dortigen deutsche Mehrheit. Papst Alexander V. verhängte über Hus und seine Anhänger den Kirchenbann; sie mussten auf Befehl des Königs Wenzel die Stadt verlassen. Zur Beendigung der böhmischen Religionsstreitigkeiten wurde Hus auf das Konstanzer Konzil geladen, von Theologen der Prager Universität als Ketzer angeklagt, verurteilt und trotz der Zusicherung freien Geleits am 6. Juli 1415 in der Konzilstadt verbrannt. Seine Anhänger (Hussiten) spielte nach seinem Tod in der religiösen und politischen Geschichte Böhmens eine wichtige Rolle.
Isabella I.
* Madrigal de las Altas Torres 22.04.1451, † Medina del Campo 26.11.1504
Königin von Kastilien, zunächst wollte Heinrich IV. von Kastilien Isabella zugunsten seiner Tochter Johanna enterben, doch wich er schließlich vor dem Druck des kastilischen Adels zurück, willigte 1469 in die Eheschließung Isabellas mit Ferdinand von Aragon und in ihre Nachfolge ein, die sie 1474 antrat. Als 1479 Ferdinand auch in seinem Land an die Macht kam, vereinigten die beiden ganz Spanien in ihrer Hand – bis auf das noch maurischen Granada. Doch auch diese Bastion nahmen sie 1492 und vollendeten damit die christliche Reconquista (Wiedergewinnung) der Iberischen Halbinsel. Papst Alexander VI. verlieh ihnen daher 1496 den Ehrentitel "Katholische Könige". Bedeutender noch wurde ihre Förderung der Pläne des Kolumbus, der im gleichen Jahr auf der Suche des westlichen Seewegs nach Indien Amerika als erster Europäer erreichte.
Justinian I. der Große
* Tauresium bei Skopje 482, † Konstantinopel 11.11.565
(Ost-)Römischer (byzantinischer) Kaiser seit 527, der Sohn eines illyrischen Gutsherren war schon zu Lebzeiten seines Vorgängers Justin I. Mitregent und strebte als oberstes Ziel seiner Politik die Rückgewinnung des an germanisches Eroberer verlorenen Westteils des Reiches an. Er ließ durch seine Feldherren Belisar und Narses die Reiche der Vandalen in Nordafrika (534) und der Ostgoten (554) vernichten und konnte auf diese Weise seinen Großteil des ehemaligen Gesamtreiches wieder unter seiner Herschafft einen, die er auch als eine Herrschaft über die Kirche verstand. Zusammen mit seiner Frau Theodora († 548) entfaltete er auch innenpolitisch eine rege Reformtätigkeit. Justinian legte den Grundstein zur Hagio Sophia und ließ das römische Recht "Codex Juris Civilis" aufzeichnen.
Karl der Große
* 02.04.747, † Aachen 28.01.814
Römisch-deutscher Kaiser, der Sohn Pippins III. war seit 754 zusammen mit seinem Bruder Karlmann König der Franken, nach Karlmanns Tod (771) Alleinherrscher, oberster Heerführer, Richter und Kirchenheer. Karl wurde König der Langobarden (774 Krönung mit der eisernen Krone) und Patricius Romanus (Schutzherr der Römer); er unterwarf 772 – 804 die Sachsen in schweren Kämpfen (782 Blutbad von Verden) und christianisierte sie gewaltsam. Er gründete die spanische Mark gegen die Mauren, setzte 788 den Bayernherzog Tassilo ab und zog sein Herzogtum ein, vernichtete mit Hilfe seines Sohnes Pippin, dem er Italien übertragen hatte, das Reich der Awaren und errichtete die Ostmark. Karl ließ sich 800 in Rom zum Kaiser krönen (Erneuerung des römischen Kaisertums im Westen) und verband seine politische Führerstellung mit der Schutzherrschaft über die Christenheit. Als Förderer von Kunst und Wissenschaft war er auch treibende Kraft der karolingischen Renaissance.
Nikolaus von Kues
* Kues (Bernkastell Kues) 1401, † Todi 11.08.1464
Latinisiert Nicolaus Cusanus, Nicolaus de Cusa, eigtl. N. Chrypffs oder Krebs, dt. Kirchenrechtler, Philosoph, Bischof und Kardinal. - Studierte 1416/17 Philosophie und Mathematik in Heidelberg, 1417-23 in Padua, ab 1425 Theologie in Köln, wo er mit der platon. Scholastik des Albertus Magnus und dem log.-myst. Denken des Raimundus Lullus in Berührung kam. Ab 1432 Bevollmächtigter des Trierer Erzbischofs auf dem Basler Konzil; unterstützte zunächst die Konzilspartei, dann die päpstliche Seite. Seine Bemühungen, im Auftrag des Papstes eine Einigung mit den deutschen Fürsten herbeizuführen, endeten mit dem Wiener Konkordat und der Ernennung zum Kardinal (1448). 1450 Fürstbischof von Brixen; 1458 verließ er unter politischem Druck Brixen und begann in Rom als Generalvikar und päpstlicher Legal eine Reform des Klerus als Auftakt zu einer allgemeinen Kirchenreform. Seine Lehre und sein politisches Wirken stehen unter seinem dialektischen Prinzip der Coincidentia oppositorum, mit dem es ihm gelingt, die vier "Regionen" Gott, Engel, Welt und Mensch in einem spekulativen philosophisch - theologischen System zusammenzufassen.
Nikolaus ist einer der ersten Humanisten Deutschlands, der bereits Anschauungen von Gott, Welt und Mensch formuliert, die auch dem neuzeitlichen Denken zugrundeliegen: Gott als die absolute, aktual unendliche Einheit. Entgegen der Meinung der Hochscholastik gibt es in bezug auf die Gotteserkenntnis für ihn nur die als Docta ignorantia begrifflich oder symbolisch gefaßte Formulierung des Nichtwissens von Gott (negative Theologie). Die Welt sieht er als Ausfaltung (explicatio) des Wesens Gottes, in dem alle Dinge eingefaltet sind (complicatio). Der Mensch ist in der so verstandenen Welt das Bindeglied ihrer Teile (copula universi). In seinem erkenntnistheoretischen Hauptwerk "Idiota" (der Laie; 1450) entwickelt er in Dialogform eine Erkenntnistheorie, nach der das menschliche Wissen auf Vergleichen und Messen beruht. Nikolaus gilt auch als einer der bedeutendsten Mathematiker seiner Zeit (Versuche zur Quadratur des Kreises).
Seiner Bibliothek verdanken wir die wichtigste Handschrift (mit der Sigle "C" bezeichnet) des lateinischen Oeuvre Eckharts.
Petrus Lombardus
* Novara-Lumellogno (Lombardei) um 1095, † Paris 22.07.1160
Ital. scholastischer Theologe. - Kam um 1133 durch die Vermittlung von Bernhard von Clairvaux nach Paris, bedeutendster Schüler von Peter Abälard, ab 1159 Bischof von Paris. Sein Hauptwerk, die "Sentenzen" ("Sententiarum libri IV", Erstdruck um 1471) - daher der Beiname Magister sententiarum - wurde das dogmatische Handbuch der folgenden Jahrhunderte. Es ordnet den theologischen Lehrstoff in der seitdem üblichen Reihenfolge: Gotteslehre, Schöpfungslehre, Lehre von der Erlösung, Sakramentenlehre (Festlegung von sieben Sakramenten) und Eschatologie (Lehre von den letzten Dingen). Bis ins 16. Jh. in Gebrauch, formte es bis dahin das theologische Denken.
Raimundus Lullus
* Palma 1232/33, † Bougie oder Tunis 1315 oder 1316
Katalan. Dichter, Theologe und Philosoph. - Lehrte mit Unterbrechungen zwischen 1283 und 1313 in Paris und Montpellier. Ab 1263 unternahm er den Versuch, die alleinige Wahrheit der christlichen Lehre zu erweisen und vor allem die arabische Welt zu missionieren. 1276 gründete er die Missionsschule von Miramar (Mallorca). Nach seiner Auffassung muß der Glaube durch den Verstand unterstützt werden, der die Glaubenswahrheiten aus den Prinzipien einer christlichen Universalwissenschaft, der "Ars magna" streng deduziert. In der Philosophie wandte er sich gegen den Averroismus und die Lehre von der doppelten Wahrheit.
Wegen seiner umfassenden enzyklopädischen Werke wurde er als "Doctor illuminatus" bezeichnet; der an ihn anknüpfende "Lullismus" gilt als eine der großen Strömungen der spanischen Philosophie. Der katalanischen Sprache verhalf er durch seinen philosophischen Roman "Blanquerna" (1282-87), durch zahlreiche erzählende Schriften und Gedichte zum Rang einer Literatursprache.
Nikolaus von Lyra
* Lyre (La Neuve-Lyre, Eure) um 1270, † Paris 16..10.1349
Frz. scholastischer Theologe, Franziskaner (seit 1300). - Prof. der Theologie in Paris; seine Postilla litteralis (erschienen 1471/72) gehörte zu den verbreitetsten und einflußreichsten Bibelkommentaren.
Mechthild von Magdeburg
* in Niedersachsen zwischen 1207 und 1212, † Helfta (Eilsleben) 1282 oder 1294
Deutsche Mystikerin. - Lebte als Begine unter geistlicher Leitung der Dominikaner in Magdeburg. Gegen Ende ihres Lebens zog sie sich zu den Zisterzienserinnen ins Kloster Helfta zurück. Von einzigartiger mystischer Begabung, trat sie als Kritikerin ihrer Zeit und der Kirche auf.
Mit ihren Offenbarungen "Fließendes Licht der Gottheit" verfaßte sie das erste deutschsprachige Werk vor Meister Eckhart. Sie gehört damit zu den Frauen, denen der Durchbruch zur volkssprachlichen Literatur zu verdanken ist (wie die Hadewijch im flämisch-niederländischen und Marguerite Porète im französischen Kulturraum). Niedergelegt wurden die Offenbarungen in einem niederdeutschen Idiom. Ihre ersten sechs Bücher enthalten eine Menge Kritik. Freimütig greift sie den Welt- und Ordensklerus an, auch die Dominikaner nimmt sie davon nicht aus. Dabei bedient sie sich einer von Leidenschaft geprägten, ausdrucksstarken Sprache. Ihre bitteren Anwürfe erregten beträchtliches Aufsehen und es blieb nicht aus, daß sie persönlich angefeindet wurde.
Albertus Magnus
(Albert der Große),* Lauingen (Donau) um 1200, † Köln 15.11.1280
Deutscher Naturforscher, Philosoph und Theologe. - Aus staufischer Ministerialenfamilie stammend, seit 1229 (1223?) Dominikaner. Lehrer in Paris (1244-48) und an verschiedenen deutschen Hochschulen. Bedeutendster Schüler: Thomas von Aquin. Provinzialoberer seines Ordens für das deutsche Sprachgebiet (1253-56), Bischof von Regensburg (1260-62), päpstlicher Legat und Kreuzzugsprediger in Deutschland und Böhmen. Seine Hauptbedeutung als Philosoph liegt nicht in eigenen philosophischen Beiträgen, sondern in seinem Eintreten für die Verbreitung und Auswertung der seit dem 12. Jh. neu erschlossenen, teilweise aber noch verbotenen Aristotelischen, arabischen und jüdischen Schriften. Besonderes leistete er durch seine naturphilosophischen und naturwissenschaftlichen Schriften. Er versuchte eine Klassifikation der Pflanzen, trug durch eigene Versuche gewonnene physiologische Beobachtungen vor und wandte sich gegen eine Reihe von mythischen Vorstellungen. Er machte auch chemische Experimente, hing hier jedoch noch organisch-alchimistischen Vorstellungen an (Beinahme: Doctor universalis). In der katholischen Kirche Patron der Naturwissenschaften.
Moses Maimonides
Eigtl. Rabbi Mose Ben Maimon, gen. Rambam, * Córdoba 30.3.1135, † Al Fustat (Kairo) 13.12.1204
Jüd. Philosoph, Gelehrter und Arzt. - Lebte ab 1165 in Ägypten, wo er als Arzt und Repräsentant der ägyptischen Judenheit tätig war. Er gilt als der bedeutendste jüdische Religionsphilosoph des MA. Zugleich genießt er als Kodifikator des jüdischen religiösen Gesetzes höchste Anerkennung. Seine Hauptwerke sind: 1. Der Kommentar zur Mischna, in dem er die 13 Glaubensartikel formulierte, die später Aufnahme in das jüd. Gebetbuch gefunden haben. 2. Eine "Wiederholung der Lehre", in der er das religiöse Gesetz- und Traditionsgut systematisierte. 3. "More nebukim" (Führer der Unschlüssigen, Verwirrten). In diesem zentralen Werk der ma. jüdischen Religionsphilosophie sucht er einen Ausgleich zwischen Aussagen des Aristotelismus und jüdischer Glaubenlehren herbeizuführen, wobei er auch neuplatonische Elemente übernimmt. Er hat auf die christliche Scholastik stark eingewirkt, vor allem auf Thomas von Aquin und Albertus Magnus.
Wilhelm von Moerbeke
* Moerbeke (Flandern) um 1215, † Korinth 1286
Fläm. Dominikaner und Übersetzer. - Missionar in Griechenland, Beichtvater mehrere Päpste und später (1278) Erzbischof von Korinth. Er übersetzte (sehr wortgetreu) Hippokrates und Galen, Archimedes und Heron und vor allem Aristoteles aus dem griechischen Urtext ins Lateinische. Nunmehr wurde auch solche Werke der lateinischen Welt zugänglich, die von den Arabern nicht übersetzt worden waren. Darunter war die Politik des Aristoteles, die einen ganz neuen Abschnitt politischen und sozialphilosophischen Denkens in Europa einleitete. Die Aristoteles-Übersetzungen machte Wilhelm zum Teil auf Bitten seines großen Freundes Thomas von Aquin, für den sie die Grundlage seiner eigenen philosophischen Arbeiten bildeten.
Benedikt von Nursia
* Nursia(Nurcia) um 480, † Montecasino 21.03.547
Italienischer Ordensgründer, der Sohn eines Gutsbesitzers wurde zum Studium nach Rom geschickt und erlebte dort entsetzt das sittenlose Leben. Er zog sich in die Einsamkeit zurück, wurde Vorsteher einer Eremitengemeinde, sammelte weitere Mönche um sich und zog mit ihnen 529 nach Montecasino südlich von Rom, wo er die "Regula", seine Prinzipien für gottgefälliges Leben, niederschrieb. Sein Vorbild und die Strahlkraft seiner Persönlichkeit zogen viele Schüler an, die dann ihrerseits klösterliche Gemeinschaften bildeten. Benedikt wurde damit nicht nur zum Begründer des nach ihm benannten Benediktinerordens, sondern ebenso zum Ahnherrn des gesamten abendländischen Mönchtums. Er starb am 21. März 547 in seinem Kloster und wird in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt (11.7). 1964 erklärter ihn der Papst zum Schutzpatron Europas.
Wilhelm von Ockham
* Ockham (Surrey) um 1280/85, † München nach 1347/49
Engl. Theologe und Philosoph, Beiname doctor invincibilis ("unbesiegbarer Gelehrter"). - Ab 1309 Student in Oxford, später Magister Theologiae (1321). Vom Oxforder Kanzler Lutterell der Häresie angeklagt, wurde er nach Avignon vor Papst Johannes XXII. zitiert und festgesetzt; er floh 1328 zu Ludwig IV., dem Bayern, nach Pisa, ging später mit dem Kaiser nach München und wurde dessen Beistand im Kampf mit den Päpsten; in München entstanden die Schriften über Kirche und Staat (Summa logicae). - Ockham war Haupt der Via moderna, die Glauben und Wissen zu trennen suchte, und die Fähigkeit der Vernunft, Übersinnliches zu erkennen, leugnete. Der Glaube kann deshalb nur mit der Autorität der Kirche begründet werden, deren Entscheidungen als willkürlich angesehen werden müssen. Im Universalienstreit wandte er sich gegen jeden Realismus: die Allgemeinbegriffe sind Zeichen ("Termini"), die außerhalb der Seele keine Realität haben. Durch die Trennung von Theologie und Philosophie wurde die "via moderna" Ausgangsort der modernen Philosophie.
Gegner der Scholastik. Diese versuche, das Pferd vom Schwanz her aufzuzäumen, indem sie aus allgemeinen Begriffen (z.B. Gott) die Individualität herleiten wolle. Das Wirkliche sei aber das Einzelne, das von der Vernunft benennbar sei. Die Theologie, ebenso Gott und die kirchlichen Dogmen, entziehe sich jeder logischen Überprüfung, weil theologische Urteile nicht durch die Erfahrung belegbar seien. Diese Philosophie führte noch nicht zu seiner Verfolgung, sondern erst seine Papstkritik: "Der Papst ist nicht befugt irgendein menschliches Wesen seiner natürlichen Rechte zu berauben..."
Marsilius von Padua
* Padua um1275, † München 1342/43
Eigtl. Marsilio dei Mainardini, italien. Staatstheoretiker. - 1313 Rektor der Universität Paris; Kontakt mit dem Averroisten Johannes von Jandun, unter dessen Einfluß der "Defensor pacis" (1324) entstand, eine Schrift, in der eine auf der Lehre der Volkssouveranität fußende antiklerikale Staatstheorie entwickelt wird, verbunden mit Forderungen nach Unabhängigkeit der staatlichen Gewalt von der kirchlichen und Unabhängigkeit der Bischöfe vom Papst. Nach einem allgemeinen Konzil 1327 wurden fünf Thesen des "Defensor pacis" für häretisch erklärt und Marsilius als Ketzer verurteilt.
Marguerite Porète
* Hainaut, † Paris 01.06.1310
Schrieb in altfranzösischer Volkssprache den "Miroir des simples âmes" (Spiegel der einfachen Seelen) und hatte damit ungeahnten Erfolg, besonders unter den Anhängern der Begarden und Beginen, wie ein kirchliches Ketzerprotokoll vermerkt. Der Bischof von Cambrai (1296-1306) verurteilte sie, ließ ihr Buch in Valenciennes öffentlich verbrennen und stellte die Weiterverbreitung unter Strafe. Sie verbreitete es dennoch weiter bis 1307 erneut Anklage gegen sie erhoben wurde. Diesmal ist es der päpstliche Generalinquisitor Frankreichs, der Dominikaner Wilhelm von Paris, der schon bei den Prozessen gegen die Templer unrühmliche Verdienste für sich in Anspruch nehmen konnte (übrigens ein Hausgenosse Eckharts in dessen Pariser Zeit 1311-13). In Paris wird sie in den Kerker geworfen. Sie verteidigt sich nicht, rechtfertigt nichts und nimmt auch nichts zurück. Am 11. April 1310 wird ihr Buch von einer Kommission aus 21 Pariser Theologen als häretische Schrift verurteilt, was von Wilhelm am 30. Mai bestätigt wird. Am Tag darauf wird sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Girolamo Savonarola
* Ferrara 21.09.1452, † Florenz 23.05.1498
Italienischer Dominikaner, der fanatische Bußprediger Savonarola hatte sich als scharfer Kritiker der Verweltlichung der Kirche einen Namen gemacht und war 1941 von Lorenzo de’ Medici nach Florenz eingeladen und zum Prior von San Marco bestellt worden. Nach der nicht zuletzt auf seine Agitation zurückgehenden Vertreibung der Medici (194) in die Politik gedrängt, machte er als Diktator die Stadt zu einer theokratisch-demokratischen Republik mit strengster Sittenkontrolle, suchte die Bürger für ein christliches, asketisches Leben zu gewinnen, wandte sich gegen die Vergötzung der Kunst und forderte eine Erneuerung der Kirche. Seine Gegner erreichten 1495 bei Papst Alexander VI. ein Predigtverbot für Savonarola und 1497 die Exkommunikation. 1498 verhaftet, wurde Girolamo nach erpressten und gefälschten Geständnissen am 23. Mai 1498 in Florenz hingerichtet.
Johannes Duns Scotus
* Maxton (Schottland) um 1265/66, † Köln 08.11.1308
Schott. scholastischer Philosoph und Theologe. - Um 1280 Franziskaner, 1291 Priester, lehrte 1297-1301 in Cambridge und Oxford, dann in Paris und seit 1307 in Köln. Er versuchte Traditionen des Augustinismus mit dem Aristotelismus zu verbinden. Mit seinem Individuationsprinzip, der "Haecceitas" (Diesheit) rückte er - im Unterschied zu Platon, Aristoteles und Thomas von Aquin - die Erkenntnis des Individuellen, der individuellen (konkreten) Dinge in den Vordergrund, die nach ihm unmittelbar erkennbar sind. Dem Willen, dessen Freiheit er hervorhob, nicht dem Intellekt komme (vor allem in der Ethik) die Vorrangstellung zu, Glaube und Wissen sind für ihn nicht identisch mit Theologie und Philosophie. - Wegen seiner scharfsinnigen Kritik erhielt er den Beinamen "Doctor subtilis".
Theoderich der Große
* 453, † Ravenna 30.08.526
König der Ostgoten (seit 474), der Sohn des Theodemir aus dem Königsgeschlecht der Amaler führte sein Volk 473 an die untere Donau und 489 nach Italien. Dort herrschte schon der Germane Odoaker, den Theoderich 489/90 bei Verona und am Isonzo besiegte. Er schloss den Gegner in Ravenna ein, eroberte es in der legendären "Rabenschlacht" und ermordete Odoaker am 15. März 493 nach Scheinverhandlungen. Nominell Beauftragter des oströmischen Kaisers, gewann Theoderich bald Unabhängigkeit. Der von ihm gegründete germanische Staat, in dem römische Verwaltung und Kultur erhalten bleiben sollten, brach unter seinen Nachfolgern rasch zusammen. Der König lebt in der deutschen Heldensage als "Dietrich von Bern" fort. Sein wuchtiges Grabmal in Ravenna zeugt noch heute von seinem herrlichen Selbstbewusstsein.
Chrétien de Troyes
* Troyes 1135, † 1190
Französischer Epiker, er lebte und schrieb an den Höfen Philipps von Flandern und der Marie de Champagne; Vermutungen gehen dahin, dass er ursprünglich Geistlicher war. Seine Versepen, u. a. "Érec et Enide" (um 1165), "Lancelot" (um 1170), sind die ersten großen europäischen Romanwerke. Sie erzählen spannend von Liebe und Abenteuern und es ist erster Linie die Versform, die sie von modernen Prosawerken unterscheidet. Natürlich spiegeln sie auch ein völlig anderes, höfisches Lebensgefühl. König Artus ist für Chrétien das Symbol vollendeten Rittertums, seine Tafelrunde das Idealbild der ritterlichen Gesellschaft. Im Kämpfen und Dulden findet der Ritter Chrétiens zu sich selbst, aber nicht im Sinne individuellen Heldentums, sondern in der Unterordnung und einem Gemeinschaftsideal.
Francois Villon
* Paris 1431, † 1463
Französischer Lyriker, Villon führte ein hochabenteuerliches Leben. Er konnte dank eines Gönners an der Sorbone studieren, geriet aber in schlechte Gesellschaft. Im Streit tötete er 1455 einen Priester, musste fliehen, wurde aber ein Jahr später begnadigt. 1461 erneut gefasst als Mitglied einer Diebesbande und wieder amnestiert, musste er sich im Jahr darauf wegen eines Raubüberfalls verantworten. 1463 verbannte man den Tunichtgut aus Paris, woraufhin sich seine Spuren verwischen. Das bewegte Schicksal beeinflusste seine derb-zynischen und zugleich ehrlichen Balladen und machte ihn zu einem typischen Vertreter der Vagantendichtung. Seine Strophen erschienen u. a. unter dem Titel "Le grand testament" (1461), ein Werk, das seinerseits expressionistische Lyriker wie Paul Zech oder Brecht beeinflußte und zu Nachdichtungen anregte.
Walther von der Vogelweide
* Niederösterreich um 1170, † bei Würzburg 1230
Mittelhochdeutscher Minnesänger, vermutlich, so lässt sich aus persönlichen angaben in den Werken schließen, stammte Walther aus ritterlichen Geschlecht. Er begann als wandernder Hofdichter, der immer auf die Freigebigkeit von Gönnern angewiesen blieb. Eine erste wichtige Station war der Wiener Hof, wo Walther als Schüler, später Konkurrent von Reinmar von Hagenau mit Liedern der "hohen Minne" auftrat. Später im Dienst Philipps von Schwaben und am Hof der Landgrafen von Thüringen verfasste er auch sinnliche "Mädchenlieder", erste Zeugnisse einer sehr persönlichen Erlebnislyrik (z.B. "Under der linden"). Daneben trat Walther mit politischer Spruchdichtung hervor, in der er für die staufische Sache und gegen römische Bevormundung Partei ergriff.
Wilhelm der Eroberer
* Falaise (Normandie) 1027, † Rouen 09.09.1087
Herzog der Normandie seit 1035 und König von England seit 1066, als der englische König Eduard der Bekenner 1066 kinderlos gestorben war, landete der normannische Herzog Wilhelm mit einem Heer auf der britischen Insel, siegte bei Hastings (14.10) über König Harold II., bestieg selbst den Thron und verteilte das Land an seine aus Frankreich mitgebrachten Adligen. Seine Regierungszeit bedeutete einen tiefen Einschnitt in der englischen Geschichte. Sie brachte einen kräftigen kulturellen und auch sprachlichen Einfluss Frankreichs auf das angelsächsische Land (seitdem finden sich viele Romanismen v. a. in der gehobenen englischen Sprache) und legte die Fundamente für eine ungewöhnlich starke Position des Königtums. Im "Domesday Book", einem Verzeichnis des gesamten Grundbesitzes, wurden die Grundlagen für die Besteuerung des Landes geschaffen.
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