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Zünfte (Bruderschaften, in Ö. meist "Zechen" oder "Innungen" genannt), genossenschaftliche Organisationen von Handwerksmeistern gleichen oder verwandten Gewerbes. Im 13. Jh. traten die Zünfte als Vereinigungen religiöser Art auf, im 14. Jh. wurden sie zu Organisationen, die wirtschaftliche Interessen vertraten. Die ökonomische Funktion der Zünfte lag in der Sicherung der "bürgerlichen Nahrung", d. h. der Reservierung des Marktes für die Zunftmitglieder; im Spät-Mittelalter erfolgte daher eine zahlenmäßige Begrenzung der Handwerksbetriebe, Rohstoffe und Arbeitskräfte wurden gleichmäßig zugeteilt. Die sozialen Funktionen der Zünfte bestanden in Unterstützungen und Darlehen für die Mitglieder sowie in der Schaffung und Aufrechterhaltung eines gemeinschaftlichen Bewusstseins durch das Zunftbrauchtum. Grundsätzlich örtlich organisiert, gab es auch regionale Zünfte für seltenere Gewerbe. In der Barockzeit wurde der religiöse Charakter wieder stärker betont. Von Rudolf IV. wegen ihrer kartellistischen Politik bekämpft, erlangten die Zünfte um 1400 eine neue Bedeutung und forderten stärkere Beteiligung am Stadtregiment (Wien 1396 und 1462). Die im 15. Jh. entstandenen Gesellenbruderschaften (Wien 1411) wurden 1439 unter die Kontrolle der Meister der Zünfte gestellt. Mit der neuen Stadtordnung für Wien (1526, Ausschaltung der Zünfte aus dem Stadtregiment) und der Handwerksordnung Ferdinands I. von 1527 begann der lange Kampf der Zünfte um ihre Positionen.
Der Aufbau einer Zunft
Die Ausbildung begann als Lehrling bei einem Meister. Wenn die Lehrzeit zu Ende war musste der Lehrling ein Gesellenstück anfertigen. Danach wurde er von der Zunft "freigesprochen", d.h. er wurde als Geselle auf Wanderschaft geschickt. Der frischgebackene Geselle ging nun in andere Städte und arbeitete bei verschiedenen Meistern als Geselle, um sich im Beruf weiterzubilden. Nach seiner Rückkehr konnte er in der Zunft zum Meister aufsteigen und einen eigenen Betrieb leiten.
Wer Meister werden sollte, musste zur Prüfung ein Meisterstück anfertigen. Die Zunft setzte das Meisterstück fest und überwachte streng die Ausführung. Vorzugsweise nahmen die Meister ihre eigenen Söhne in die Zunft auf. Auf diese Weise schafften sie sich unerwünschte Konkurrenz vom Leibe. Deshalb blieben viele Gesellen ihr Leben lang von ihrem Meister abhängig. Gesellen verdienten nur wenig, Lehrlinge verdienten nichts, bekamen aber Essen und Schlafen frei.
Die Zunftzeichen
Eine Zunft hatte ein Erkennungszeichen für alle Handwerker, die in dieser Zunft arbeiteten. Hier sieht man das Zunftzeichen der Bäcker und der Schuhmacher.
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